(Erstaunlich) wenige Menschen reisen alleine oder können sich vorstellen, dass das angenehm sein kann. Ich hatte meine Initiation vor Jahren, nach einer Trennung, mit schubsenden und ermutigenden Worten einer Freundin und durch sie mit einem Reiseführer und einer Adresse ausgestattet. Ich mietete eine kleine Finca im Landesinnern von Lanzarote und einen Mietwagen. Eine andere Freundin lieh mir ihren lap-top, das war damals noch ein besonderes, selten vorhandenes Gut. Manchmal schrieb ich abends etwas (die Texte gefallen mir heute noch), jedenfalls war ich zwei Wochen mit mir alleine, erkundete die Insel – und etwas ängstlich, dafür umso behutsamer erkundete ich automatisch auch mich. Manchmal kamen Stimmungen, die ich Dämonen nannte, beobachtete und mit ihnen friedlich und deswegen nachher gestärkt koexistierte. Nach zwei Wochen war ich fast stumm geworden, absolut erholt – und irgendetwas strahlte aus mir heraus: Ich zog Menschen an danach, weil ich bei mir gewesen war.

Seitdem bin ich immer mal wieder alleine unterwegs gewesen. Nicht auf langen Reisen in die große Fremde, vielleicht steht der Trip in Indien oder Mexiko noch an, bisher nicht. Sondern kleine Stationen. Alleine mit sich zu sein in der Fremde zeigt, wie man mit sich steht. Ein einziges Mal ging es mir schlecht, weil es mir „Zuhause“ auch miserabel gegangen war, keine Besserung eintrat – und ich etwas anderes gebraucht hätte als allein zu sein – da wurde Alleinsein zur wirklich bissigen Erfahrung der Einsamkeit.
Meine letzte Reise bisher führte mich kürzlich eine Woche nach Fischland / Darss. Wieder Anmietung einer kleinen preisgünstigen „Kemenate“, von Schilf umgeben, nah am Meer. Wer gut mit sich alleine reist, so stellte ich diesmal, schon erfahren darin, fest, wird ganz achtsam auf sich, fast feinstofflich aufmerksam, ist sich eine gute Mutter. Wie wohl das tut! Eine kleine Störung, an die ich mich aber gewöhnt habe, ist das Mitleid der Zuschauer(innen), die wähnen, man sei ein armes, trostloses Ding, so alleine. Kann und will man sich mitteilen (oder, so geschah es mir beim letzten Mal tatsächlich) wird man richtig angeschaut, so erleben sie einen ganz entspannten Menschen, den sie heldenhaft finden zu Zeiten… Auch das ist ein vortreffliches Gefühl, diese Held(innen)haftigkeit, nur sollte sie einem gar nicht erst zu Kopf steigen.