2
Sep
2009

Heldenreise I

Schon vor einiger Zeit entdeckte ich Der Held in uns von Carol S. Pearson für mich. Zweifellos ist es nun an der Zeit, hier fokussiert hin zu schauen...

"Auf der ersten Stufe des Wanderns geht es nicht um Subtilität, sondern darum, überhaupt zu handeln. Während wir für den Verwaisten den Retter als zentrale Person identifiziert haben, wirkt für den Wanderer das Konzept des Bösewichts bzw. des Gefangenensetzers verwandelnd. Das Erkennen des Bösewichts als reale Bedrohung ist Grund für den Aufbruch: Wanderer identifizieren einen Menschen, eine Institution oder ein Glaubenssystem als Ursache ihres Elends, und dann können sie diese Ursache vermeiden oder ihr entfliehen."
Dies beschreibt recht gut, was bei mir passiert gegenüber Monsieur, gegenüber der Beziehung. Es scheint wichtig, dass ich mir auch eingestehe, dass in der Tat alles so begann: Monsieur war der Retter einer Verwaisten...

"Der Verwaiste will, dass für ihn gesorgt wird, der Märtyrer möchte die Lage verändern, in dem er mehr und mehr gibt, um den König zu unterstützen und/oder für ein besseres Funktionieren des Königreichs zu sorgen. Aber der Teil in uns, der ein Wanderer ist, wird früher oder später unsere "Könige" und "Königinnen" - die Menschen, denen wir dienen oder von denen wir annahmen, dass sie uns retten würden - als Bösewichter und Tyrannen erleben. Unsere Aufgabe ist es dann, sie zu verlassen, ganz real oder indem wir uns weit genug entfernen, um unseren eigenen Bereich abzustecken. In jedem Fall ist es entscheidend, dass wir unsere Reisen nicht länger ihretwegen aufschieben."

Das beschreibt meine Situation sehr gut! Ich bin wohl teilweise "ungerecht", doch die Lösung einer stagnativen Situation ist keine Frage der Gerechtigkeit. Diese Kategorie versagt hier.

"Sehr wenige Menschen fühlen sich berechtigt, irgend jemanden oder irgend etwas zu verlassen, ohne zu beschließen, dass das, was sie verlassen, schlecht ist. Es ist nicht vorstellbar einfach zu gehen, weil man wachsen muss. Das Bewusstsein, dass der Retter immer zum Unterdrücker wird, wenn man nicht weitergeht, kommt später, falls überhaupt."

Der letzte Satz scheint mir sehr wichtig, überaus treffend! Dass man sich nicht "berechtigt" fühlt zu gehen, wenn der andere gar nicht böse ist ... hat das nicht einfach was mit Angst zu tun? Angst, die falsche Entscheidung zu treffen? Angst davor, zu verlieren ohne zu gewinnen? Wenn er böse ist, bekommt die Entscheidung erst ihre Kraft... Ein Dilemma?!

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rosmarin - 3. Sep, 01:42

hm.... diesen text lese ich mit sehr widersprüchlichen gefühlen, bin hin und her gerissen.
zunächst hab ich mich vor mir selbst erschrocken, weil ich immer wieder retter und könige fand, die ich dann vollkommen ungerechtfertigt verliess, weil sie ja tatsächlich nichts schlechtes an sich hatten.
darüber bin ich beim lesen erschrocken und dachte, es wäre schöner und besser gewesen zu bleiben, und das eigene unbehagen zu lösen, anstatt zu fliehen.
nun bin ich verwirrt, weil ich meine fluchten immer als zeichen meiner schwäche empfunden habe. wanderin halt. zigeunerin (deshalb das rosmarin).... und nun soll ich erkennen, dass ich das richtige tat?
mir schwirrt der kopf.

wasserfrau - 3. Sep, 22:41

Interessant:-)) Ich glaube dieses Heldinnenexperiment ist und bleibt immer eines... Was Dein Gefühl Dir sagt, wird so falsch nicht sein.
Tatsächlich geht es in dem Buch auch darum, dass frau irgendwann in der Lage ist (mann natürlich auch, aber es richtet sich etwas mehr an Frauen, weil deren Heroismus lange genug brach lag, außerdem lesen Frauen ja eher solche Bücher...), die Widersprüche zu integrieren und lösen, aber das geht dann in Spiralen, weil erst das Leben die Handlungsoptionen und Erfahrungen erweitert. Vielleicht hast Du ja Deine Lösung gefunden mit zwei Städten, die da einiges integriert... Und alles vorher war nötig?!
Bei mir ist es so, dass ich nie gehen wollte, sicher auch jetzt noch nicht... Aber, dass ich mich festgefahren habe, was meine Energien, Ziele, Schwung und Visionen angeht. Und das ist nicht gut.
Aber es hilft mir wirklich, mich nun damit auseinander zu setzen. Und das tut gut:-))
rosmarin - 4. Sep, 11:07

das mit den "spiralen" gefällt mir, ich seh sie förmlich vor mir, wie ich sie durchspiralt habe, oft mit schlimmen gefühlen.... und doch war es ein bisschen wie in der achterbahn.... der tunnel fand immer einen ausgang, leise strecken zum schwung holen und unerwartete schwindelerregende höhen :-)
ich glaube, ich hatte oft zuviel von diesem heroismus :-) und bin tatsächlich froh, so meine zwei leben zu leben - aktuell, das erlaubt mir erholsames ankern in meinem privaten häfchen :-)))
(übrigens finde ich, dass du wirklich eine sehr feine beobachterin bist)
wasserfrau - 4. Sep, 12:44

So, ausgestattet mit diesem herrlichen Kompliment werde ich nun schwungvoll diesen Tag meistern:-)) Merci!
wasserfrau - 3. Sep, 22:46

Und heute hatte ich das erste Mal (in der letzten Zeit) das Gefühl, dass sich da eine kleine Kriegerin doch reckt. Juchhe? Oder ein kleines flüchtiges Trugbild? Wer weiß. Ich wollte mich weiter mit diesen Fragen auseinandersetzen - insbesondere gibt es ein paar wertvolle Reflexionsanregungen zur Thematik des Wanderers... Aber man kommt ja zu nix, wenn plötzlich die vermisste Aktivität gefragt ist und als Antwort auch kommt:-))
Ich bleibe dran, ich find´s gerade spannend. Und so nötig!
P.S: Es gibt sechs Archtypen in idesem Buch, Der Wanderer ist nur einer davon. Angelehnt an C.G.Jung und ein bisschen modifiziert. Und bedient werden müssen sie mit unterschiedlichen Gewichtsanteilen in unterschiedlichen Lebensphasen ohnehin alle.

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