17
Mai
2006

Wachtraum

Er nimmt meine Hände in die seinen, nicht fordernd, aber präsent. Er nimmt mich in den Arm, sanft, doch gewiss. Er hat nicht auf mich gewartet, aber jetzt ist er da. Er weiß vieles über mich nicht, aber er weiß, was er erfahren wird, wird ihm nicht schwer und unbekannt sein. Er ist bereit für mich in seiner Ruhe und Stärke.
Es gibt ihn, so natürlich.
Ach, was ein romantischer Kram... Fast so wie die Christen über ihren Gott sprechen, wenn sie überzeugt sind. Eher ein inneres Bild des Sich-Angenommen-Fühlens. Ich frage mich, ob ich mich annehmen lassen würde... Bisher wollte immer ich annehmen und so formvollendet akzeptierend lieben, wie´s nur geht. Ich kann das und ich kann das nicht, weil mein eigenes Fallen mich beunruhigt. Ich stolpere über meine Füße und will woanders hin. Rettende Hände kann ich nicht finden. Aber das innere Bild trägt mich durch die Zeit, weil ich weiß, dass es sie gibt.
Gerne würde ich konkret, sehr konkret leben – und dennoch meine Seele beachten. Das Konkrete, das fehlt mir. Ich kapsle meine Seele dagegen ab. Oder die Realität vermag sich meiner Seele nicht anzunehmen. Auch das wäre eine Möglichkeit, aber sie könnte eine Ausrede sein.

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Eskorte fragile - 17. Mai, 21:07

ach......

so eine fülle.

so findet man verwandte, die man bisher scheinbar nur aus den augen verloren hatte und fast könnte man rufen: "ja, wo bist du denn nur gewesen!", fast als hätte man sich nur verspätet oder beim zigarettenholen zu lange herum getrödelt.

ich weiß, dass das spiritchild recht hat, wenn er schreibt. "man kann eine illusion nicht durch eine illusion erlösen", auch wenn man zu gern glauben würde, sich zu gern auf dem rechten weg sehen würde. wer weiß, ob man's ist? keiner kann einem das sagen!

keiner nimmt einen bei der hand.

die angst vor dem konkreten.... ich glaube, diesen satz, den habe ich ziemlich genau so vor einer weile schon mal formuliert und mich selbst damit gemeint. wir haben die hosen gestrichen voll, so sieht das aus.

das größte wagnis ist, nichts zu tun!

keine beschäftigung, kein denken - nicht hier hin und nicht dorthin. versuchen wir das?

gem-einsam - all-ein?

wasserfrau - 17. Mai, 21:20

oh, sweetness, oh Angst vor ihr. Ja, vielleicht versuchen wir das.
Es bleibt fürs erste nichts anderes. Das mit den Illusionen verstehe ich sehr gut. Ein alter Sinn des Vorwärtsschreitens hat mich verlassen, da ich an einer Illusion gescheitert bin. Und in der Tat keine neue will, keinen pfleglichen Aktionismus, sondern dieses unglaubliche Stille-Halten. Da ist es einem schwer und leicht zugleich - und schwindlig. Irgendwo fuchtelt das Ungelebte herum und will mich erlösen, in dem es sich und etwas in mir umstülpt. Aber ich bin noch viel zu weit davon entfernt, keine Beschleunigung hätte Sinn. Das Ungelebte wütet mit mir und bedroht mich und ich fühle mich sehr unzulässig gegenüber ihm. Aber kein falsch Gelebtes könnte das Horchen und Hoffen jetzt, zu diesem Zeitpunkt ersetzen. Na klar: Hosen gestrichen voll.

Eskorte fragile - 17. Mai, 21:48

ja.... es desillusioniert sich sozusagen von allein, wenn mans nur lang genug betreibt, so lang bis es wund ist oder noch länger - oder man bekommt im leben die brachial-methode geboten - die ist auch immer besonders lecker und endet in kleineren und größeren unfällen und anderen katastrophen.
ich lebte einmal ungefähr zwei wochen hinter fast allen vorstellungen, hinter denen man so leben kann und ich bin fast irre daran geworden. natürlich nicht freiwillig - klar oder?
aber es war keine depression und mir gings auch weder gut noch schlecht. mir gings überhaupt nicht.
ich saß und tat nichts, weil ich wissen wollte, ob es auch nur eine einzige motivation gibt, mich zu rühren, so ganz ohne das, was ich als ich kenne (manchmal kann ich ja radikal mit mir sein). es war so eine neugierde, die man hat, wenn man vielleicht probiert, ob das wahr ist, dass wenn man einen regenwurm zerteilt, alle beiden hälften weiterleben.
frag mich nicht, wo ich war - wo ich nicht war - ich habe keine ahnung. ich weiß nur, ich hätte monatelang so sitzen können. ich konnte das auch gar nicht bewerten, es war nichts da zum bewerten und keiner, der bewertet. nichts hüben und nichts drüben. kann sein, ich wäre verdurstet, wie sich das für ein gottesgeschöpf gehört, das an kein wasser kommt.....?

(spirit: solltest du das hier lesen - weißt du's?)

nimmst du meine hand? auch wenn sie dir gar nichts hilfreiches dazu tun kann, außer da zu sein?
wasserfrau - 17. Mai, 21:59

Ich nehme deine Hand
weil es sie (wirklich) gibt.
Gerade darin,
dass du bereit bist,
sie jederzeit weg zu ziehen,
weiß ich sie.
Ich nehme sie und fühle sie sehr stark.

Eskorte fragile - 17. Mai, 22:06

dann halten wir uns eine weile.
wasserfrau - 17. Mai, 22:12

Achundnochwas

Das mit den Regenwürmern, das hat mich auch immer beschäftigt! Weil diese Teilungs-Überlebenstheorie genauso tröstlich ist wie traurig. Man kann die eigene Hälfte hinter sich lassen: Und weiterleben. Und NICHT weiterleben. Was ist trauriger? Irgendwann las ich mal, dass das biologisch so sei: Es gibt das tatsächlich beim Regenwurm, aber nur der längere Teil überlebt. Nur einer, echte Dominanz-Biologie. Würde man es schaffen, sie genau mittig zu zerteilen, überlebt nichts.
Die Idee jedenfalls, man könnte durch kontinuierliche Brutalität aus einem Regenwurm erst zwei, dann viele machen, die scheint obsolet. Es gibt viel Überleben-Können aber auch wirklichen Tod. Basta.
Mögen den Rest die Biologen und Biologinnen erklären.
Wir Menschen jedoch sind Tiere, die denken können, und suchen müssen fürwahr.
I hold your hand...das ist meine Möglichkeit mich auch zu spüren, denn das ist zweiseitig.

Eskorte fragile - 17. Mai, 23:00

... nicht die schlechteste methode, sich zu spüren, auch wenn man dazu immer einen anderen braucht. aber auch diese demut ist zu etwas gut. vielleicht die beste.
hände..... die haben für mich immer etwas trauriges gehabt, verlorene körperteile, die immer etwas brauchen, um ihr dasein zu rechtfertigen.... das passt zum regenwurm. lychees schmecken so, wie hände sich anfühlen - wie regenwürmer aussehen - einsam, so mit sich allein - und manchmal ganz leer - und oft, wenn voll, nie voll genug.
hände, die man nicht kennt, sind manchmal seltsamerweise genau richtig. da gibt es nichts zu messen, nichts zu erwarten, sie sind einfach nur an-wesen-d.
Eskorte fragile - 18. Mai, 11:15

geträumt

ich habe letzte nacht von dir geträumt.
du hattest langes, blondes haar, einen pulli und einen hut in regenbogenfarben.
wir wollten u-bahn fahren. der tunnel und die wartezone waren so niedrig, dass wir kriechen mussten, mit den köpfen an die neonleuchten stießen. nur dort, wo die bahn fuhr, war es hoch genug. aber da steht man nicht - da kann man nicht stehen - da kann man auf die gleise fallen - oder springen in einem moment des leichtsinns.
aber wir fuhren nicht und wir sprangen nicht. nur die platzangst war grausig.
irgendwie kamst du in mein zimmer (ein zimmer, dass ich noch nie gesehen hatte zuvor). du hast auf meinem bett gesessen und mich angelacht und meine hand gehalten. die wände waren aus glas.
wasserfrau - 18. Mai, 11:19

schööön...aber, dass ich keine langen Haare habe und keine blonden, das verrat ich dann lieber nicht...

Eskorte fragile - 18. Mai, 11:25

:-) das hätte auch passieren können, wenn ich gewusst hätte, wie du aussiehst, dein gesicht so genau kennen würde, wie mein eigenes spiegelbild.
oft träume ich die menschen so, wie sie sich ANFÜHLEN, nicht wie sie in wirklichkeit aussehen. aber was ist davon wirklichkeit?

ps: aber ich gebe zu, ich bin nun neugierig :-)
wasserfrau - 18. Mai, 13:23

Als ich mal anfing etwas zu schreiben - was natürlich stecken blieb - da ward mir mein alter ego so ähnlich, wie du es jetzt fühlst. Meine literarische Zwillingsschwetser wurde von mir mit langen (rot-)blonden Haaren und sommersprossig gedacht - und in der Tat war sie regenbogenfarbig gekleidet.

*** Ich selbst werde öfter mal mit Frida Kahlo verglichen...

Eskorte fragile - 18. Mai, 13:38

regenwürmer im regenbogen

erzähl mir von ihr, wenn du magst.

frida.... es gab zeiten, da hab ich frida geatmet und gegessen, weil ich verstehen wollte, warum mir ein fremdes wesen, das nicht einmal mehr am leben ist, SO nahe sein kann. ich war 15 oder 16 :-)

mein "literarisches double" ist mir ein rätsel. ich weiß gar nichts über sie. wind ist ihr ähnlich.
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