27
Feb
2006

Über das Schreiben III

Er befand sich in einer schweren Schaffenskrise. Nichts war mehr wie früher. Früher bastelte er in solchen Krisen Papierflieger aus den angefangenen Texten, die nicht hielten, was er von ihnen wollte. Dann warf er sie durchs Zimmer, manchmal zusammen mit seinem noch kleinen Sohn. Spätestens wenn Nico bei dem Spiel wild mitgeeifert hatte, kam eine Phase, in der er plötzlich, ganz außer Atem wieder schreiben konnte. Natürlich hatte er sich auch damals gequält. Er wimmelte das kleine Kind ab, wenn es plötzlich, nach dem Mittagsschlaf noch ganz benommen, in der Tür seines Arbeitszimmers stand. Doch der Kleine, der ihn mit Charme und Hinterlist bezwang, verhalf ihm häufig genug, dann doch wieder zu Aktivität und Zuversicht zu kommen. Und die Sorge für den Zwerg, die half ihm auch, wenn der gar nicht zugegen war mit seiner unerbetenen und doch hilfreichen Unterstützung beim papiernen Flugzeugfestival rund um den Schreibtisch. Er half ihm, weil es lohnte, wegen ihm zu schreiben. Erfolgreich zu sein. Jedenfalls in ausreichender Menge. Die Pflicht hatte seine Kreativität am Leben erhalten. Ein seltsames Paradox. Wer schreibt, braucht ein Publikum. Sein bestes Publikum war ein kleiner Junge, der noch nicht mal richtig sprechen konnte. Hubert wunderte sich, und dass schon wieder Tränen aufstiegen, gehörte dazu.

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julya - 17. Mai, 11:12

brauchen wir nicht immer und überall ein publikum?

sind wir nicht ständig auf der suche nach der anerkennung, dem geliebt werden?

- guter text!

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