18
Okt
2006

Die Spiegelmetapher I

Das Bild des Spiegels für das, was ich von anderen, an anderen und in anderen lernen kann, dort ihnen begegnen kann, leuchtet mir nicht ein. An und in anderen ... schon gar nicht.
Der Spiegel ist ein schwieriges Medium, bei zu großer Nähe wird das Bild unscharf, bei noch größerer spüre ich nichts als glattes, kaltes Glas. Vielleicht eine scharfe Kante. Noch größere Nähe, der Spiegel ist kaputt, das Bild verschwunden. Der Spiegel hält auf genauem Abstand, nicht zu weit und nicht zu fern, aber was ist mir Begegnung ohne Freiheit und Bewegung, wenn ich durch Veränderung des Standpunktes blind werde?
Niemand sonst kann mich spiegeln und ich niemanden. Denn wir verändern uns ständig durch unsere Zwischenräume und Unschärfen, wir verändern aber auch die Art der Zwischenräume und den Gehalt dessen, was wir scharf und unscharf werden. Irgendwo sind wir immer in einer Chemie beabsichtigter und meistens unbeabsichtigter, bewusster und meistens unbewusster Veränderungen, die kein Spiegel uns zuträgt, weder am Gesicht des einen noch an dem des anderen.
So schnell kommen wir gar nicht weg, dass kein Rauch aufstiege und kein Neues sich gebärte zwischen uns. So schnell steigen wir nicht wieder in den Spiegel, den glatten. Und wenn wir uns hundertmal dort die Haare zurechtstreichen, die uns zu Berge stehen.

(Ein erster Versuch, wird fortgesetzt.)

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