28
Mai
2006

Der alte Herr H.

Ich hatte auch so einen. Naja vielleicht.
Einen Vermieter, der auch Hausmeister war und eigentlich nur der Vater des hochgekommenen Sohns, der Häuser kaufte, renovierte usw. Während Herr und Frau Vater und Mutter im Altenteil dort wohnen durften, und vor allem er nach dem Rechten sah, wo es nötig war und auch noch ein bisschen öfter.
Jeden Morgen gruppierte er seine Eimer und Schäufelchen, gegebenfalls auch mal Besen, neu an der Mauer des Vorderhauses -und da er so zeitig damit anfing, sah ich aus dem Hinterhaus jeden Morgen fast eine neue Anordnung. Ich nannte ihn den Zen-Meister, da seine Anordnungen etwas davon hatten, auch das Bildchen hier im Blog da oben rechts, das ist ein verschwommenes Werk aus seiner Meisterschaft, eines von vielen.
Ich wollte eine Serie davon fotografieren, brach jedoch irgendwann ab.
Er war nahezu die einzige Verbindung meinerseits zum Haus, und dennoch habe ich erst spät bemerkt, dass er fehlte. Dass die Anordnungen und Zeremonien fehlten. Noch später, wie lange ich ihn nicht mehr gesehen habe. Ich bin dort immer nur auf der Durchreise, und es war bitterkalter Erfurter Winter, alles hatte sich zitternd zurückgezogen, jegliche Lebensfreude, nichts fiel mir auf.
Ja, die Lebensfreude, seine wohl auch. Irgendwann kapierte ich, dass er wohl gestorben ist, schlagartig und stichförmig diese seltsame Erkenntnis, die längst schon hätte da sein können, dann von einem Moment auf den anderen.
Es stimmt, er ist nie wieder aufgetaucht. Seine Frau wohnt da noch, aber ich sehe sie jetzt gar nicht mehr. Der Sohn steht manchmal, nein sein flotter BMW, in der Straße. Dann sehe ich zu, dass ich den Sohn nicht sehe.
Es tut mir leid. Er wirkte noch so lebendig. Der alte Herr H.
Und wenn er wüßte, dass ich seine Anordnungen so schätzte...
Gewusst hätte, wissen würde, erfahren könnte.
Tja.

Noch nicht ganz..

Zuhause. Ganz ganz. Ganz bei mir.

Just in time das exakte Gegenteil: zerstückelt außer mir.

Vernachlässigt habe ich das Schreiben, die schönen Verschränkungen mit fremd-nahen Hirn- und Herzwindungen.

Erst war ich mit mir selbst und positiv abgetaucht in der Rhön bis am Morgen früh des letzten Montag. Es ging mir gut, es gab Gewitter und viel Wasser von oben, dann aufreißende Himmel und Forelle und im Schlafsack liegen auf der Wiese am späten Nachmittag. Träumen und spüren - und gut gearbeitet auch noch. Am Montag Morgen wurde ich verblüffenderweise geweckt von einem Pilgerzug, Montags morgens um sechs, von kleinen Kindern angeführt bis hin zu den alten Herren in Bundhosen, das Ganze nebst Blasmusik und Bibellesung, letzteres interessanterweise durch eine Frau. Die Blasmusik war zu krass, sonst war es seltsam-interessant, ich rieb mir verwundert die Augen, stand hurtig auf und begab mich...

Ja, in eine Woche voller Wirbel, immer hart am Ärger vorbei, gefordert, neben mir. Für andere Menschen, neben auch ihnen, ohne Halt, ohne Fluß. Unterwegs, im Stau - und jetzt richtig Ärger. Stopp im maindörfli, nein nicht Bescheid gesagt, wieder gearbeitet, erfolgreich, sozusagen, aber sonst ganz konzentriert auf den Ärger, der sich nicht löst, haus- und ein- und ungemacht.
Im gerissenen Film habe ich jede Sanftmut verloren, für die ich mich gerne bekannt und beliebt mache. Stress krabbelt wie Ameisen durch Körper und Kopf. Vom Seelchen ganz zu schweigen. Habe ich eins? Ent-fremdet von mir und mitten in der Liebe ganz fern von dieser. Zerzaust.

... In der Rhön habe ich abends noch geschrieben, an meine Lieben aus der nahen Blogwelt. Ohne Netz. Das lagert auf einem Lap-top irgendwo. Ich kam zu nix. Meine sieben Sachen sind 77 und in der Welt verstreut. Auch ich suche mich - obwohl ich noch ganz fest die Erfahrung spüre, dass ich mich weiß.
Zum Glück.

Ver-rückt.
logo

waschmaschine

Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Kontakt und Absicherung

Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

Aktuelle Beiträge

ja, das ist die Frage
...mhmmm...wie hat denn nun dein neues Jahr begonnen?...
herbstfrau - 7. Mär, 17:48
take five....
take five....
rosmarin - 16. Jan, 00:35
Diesen Beitrag
habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
wasserfrau - 13. Jan, 23:58
2012 - Zukunft revisited
Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
Eins ist klar
ich werde 2012 Tel Aviv sehen
wasserfrau - 7. Jan, 01:25

stat

Zum Glück gibt´s Bücher


Per Olov Enquist
Ein anderes Leben


Julia Franck
Die Mittagsfrau

Wer guckt?

Suche

 

Status

Online seit 6839 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 7. Mär, 17:48

Credits


Buntwaesche
Frischwasser
grauschleier
Im Prinzip
Kochwaesche
Schleudern
Schmutzwaesche
Schonwaschgang
Spuelen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren