3
Jul
2010

Als wir jüngst

in Regensburg waren...

Ach so unpassend ist das bayrisch-schwäbische Liedchen gar nicht, auch wenn ich keine zwölf mehr bin. Sehr belustigt waren wir auf dem Schiff allerdings, als der Text, der ja nun beim Bierschlürfen und Sonne tanken auf Schiffen gerne zur Information gesprochen wird, in der obligaten englischen Übersetzung hieß: "strudel" is an oldfashioned word for "whirlpool". Seitdem bin ich heiß auf den Moment, in dem ich mir irgendwo einen Apfelwhirlpool bestellen kann, weil ich ja nun wirklich nicht oldfashioned daherrede.

Im Übrigen nächtigten wir hier, von mir von langer Hand geplant und dem Manne kredenzt, geschenkt, dargeboten - und das Hotel hat wirklich Charme und ist großartig. Ein Charme, der für mich einerseits noch größer wurde durch Kenntnisnahme der Geschichte des Hotels, als ich schon auf dem Vorhangbett lag und seufzte ... 1977 aus studentischem Millieu und Wagemut heraus eröffnet. Das Hotel hat tatsächlich eine ganz ungewöhnliche Verbindung aus absolut großartiger individuell-nostalgischer Einrichtung (nicht ganz billig, aber auch nicht endlos teuer) und, tja, einem laissez-faire Hostelcharme. Aufenthaltsräume mit Gobelins, feine Terrasse mit Altstadtblick, überall Bücherecken zur freien Verfügung. Ein ideales Abbild der Träume von 1977 (anderswo als in der Strudelprovinz vielleicht ein paar Jahre vorher) kombiniert mit anschließendem Besserverdienen. So wie man sich in den 70ern ein Louis-Malle-mäßiges französisch-freies Leben vorgestellt hat, nicht in Frankreich, sondern in Deutschland - und da in Regensburg!
Aus irgendeinem Grund klappt da heute auch vieles (kleines) noch nicht und die schicke Karte und Einführung im Zimmer bittet um Verständnis dafür, dass man leider zum Frühstück keine weichen Eier herstellen könne (im Übrigen: gar keine gekochten Eier). Natürlich fargt man sich da, bei dieser unbegründet-kryptischen Formulierung (und bei einem ansonsten recht raffinierten Frühstück), warum es auch nach 33 Jahren (?) der Küche nicht beizubringen war, Eier, und sogar noch weiche, zu kochen.

Ehrlich gesagt: MIch hat Regensburg als Regensburg nur am Rande interessiert. Keine Ahnung, viele sagen, es ist ja sooo schön - und der Mann wollte es mal sehen. Ich habe mich im Internet vorher in dieses Hotel verliebt und Schifffahren ist soweiso das Größte und Beste und Erholsamste für mich. Putzige Kleinstädte mit großem Altstadtbereich sind hingegen nicht so meins, ich habe in Heidelberg, das ist lange her, gelebt und in Erfurt, das ist nicht so lange her und steckt mir noch psycho-arthritisch in den Knochen. Ganz nett, schnell überschaubar, lustige Kleinkunstlädchen und irgendwo gibt´s garantiert einen Dom, Kirchen, Schlösser, gerne auch im märchenhaften Kleinformat. Außenrum ist alles sauber und abgeschleckt und sehr, sehr überschaubar.

Ich kann ja mit Kleinstädten gar nix anfangen, entweder echt-urban oder wilde Heide, also das dazwischen-kleinkunstgeschmückte sagt mir alles nix. Und eigentlich sind diese handgeblasenen Goldschmiedearbeiten, die es da an jeder Ecke gibt und die engen verwinkelten Gassen an Pizzarestauration im Prinzip so standardmäßig wie H&M und McDonalds anderswo. (Beides gibt es natürlich auch in Regensburg, wo wir jüngst waren, aber versteckt. Und McDonalds heißt dort "Zum goldenen M", ja mei,ist das süß.)

Wenigstens habe ich die erste Regensburger Hundekeksbäckerei entdeckt und gleich mal ein Tütchen für den Enkelhund erstanden. Dass man dorten das Konzept hat, das mir lange vorgetragen wurde, Hunde zum Vegetarismus um zu erziehen, ging so wenig an mich wie ich bisher weiß wie es luna negra schmecken wird. Ein Versuch ist es wert.

Dass wir nur 3,5 Tage unterwegs waren (jüngst in Regensburg), dass das für mich im Moment eher Folter war (führen Sie mal einen Verhungernden in eine sehr edle Tapasbar und geben ihm zwei kleine Delikatessen aus...), dass ich was Wüsteres und Längeres und Ozeanischers bräuchte, das war Bestandteil des Zweiervergemeinschaftungsminidramas, das dann stattfand. Dass ich nur das Schiff und die Kissen in diesem formidablen unperfekt-idealen Zimmer wollte und er sagte: Was ist denn daran so toll, hier ist ja noch nicht mal Stuck., das löste erst recht einiges aus. Der geschenkte Gaul schlug fast mit den Hufen. Aber das ist eine ganz andere Geschicht - und dieser Text nun schon unnatürlich lange.

Eigentlich war´s ganz lustig, jüngst in Regensburg, ich hab mich nur net so recht erholt. Ja, und mei, was is da nu a Hitzn, hier in Frankfurt.
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