Als ich heute recht beseelt durch die Innenstadt von Erfurt taumelte, da tönte es plötzlich hinten vom Platz sehr laut und demonstrativ. Reden wurden geschwungen und laut applaudiert und gebuht, je nachdem. Es hörte sich so engagiert an, wie man in Erfurt lange keine Demo mehr gehört hatte.
Es waren nicht irgendwelche Anarchos (wer weiß), es waren
blinde und sehbehinderte Menschen, denen die Thüringer Landesregierung in einem ihrer unnachahmlich peinlichen Mißgriffe das Zusatzgeld streichen will. Sie machten ein ziemliches Spektakel und ich hoffe es nutzt.
Als sie so herrlich lärmten, dachte ich an einen Radiobericht, den ich einstmals auf einer meiner unzähligen Autofahrten hörte. Über ein nordafrikanisches Duo, das aus zwei blinden Menschen besteht, und die, in Berlin wohl, (auch) deswegen ihr Publikum zu lauter, engagierter Session hinrissen. Hören! Bemerkbar machen! Den Namen des Duos hatte ich vergessen.
Später am Nachmittag war ich im Media Markt, wollte eigentlich tibetische Musik kaufen. Das ging zu weit, die gab es nicht. Ich griff enttäuscht wenigstens zu ein bisschen Wellness-Schnulli-Musik für kleines Geld, die vielleicht zum Meditieren taugt.
Und plötzlich lag sie direkt vor mir, inmitten eines Angebotes von tausenden CDs:
Amadou & Mariam, produced by and with Manu Chao. Vielleicht konnte ich mich wegen des geschätzten Manu Chao erinnern: jedenfalls das sind die beiden. Jetzt können sie gerade mein Zimmer vollsingen. Sehr gut.