18
Dez
2005

Ansichtssache

Gestern abend, nachdem ich gerade in gehobener Stimmung einen Beitrag verfasst hatte, flog mir mein lap-top um die Ohren. Das lag nicht nur am mittleren Alkohol-Spiegel, sondern auch daran, dass ich den Sessel mit dem Stuhl ausgetauscht hatte, von dem ich locker nach rechts abgehen kann. Der Sessel stand anders und fremd und ich ging nach links und stolperte über diverse Kabel.
Danach konnte ich die Tastatur wieder reinklamüsern, dann den Akku wieder einfahren, die Maus reinstecken und so weiter. Das Ding nahm den Betrieb wieder auf - und da merkte ich erst: dass auch der Bildschirm was abgekriegt hatte. Ein leichter diagonaler Riss quer über das Geschehen und unten rechts eine Pixel-Zerstörung, die aussieht wie ein Tintenklecks. So wie aus einer vorvergangenen Zeit sieht mein Bildschrim jetzt aus, als hätte jemand aus einem Tintenfass drüber gekleckst. Mittlerweile habe ich mich schon daran gewöhnt - und werde gut damit leben können.

Mein Patenkind

steht kurz vor dem Start und E. aus Berlin ruft an, ganz aufgeregt. Der Muttermund... Die Vorwehen.
Wir diskutieren über die Vor- und Nachteile der Anwesenheit des Erzeugers bei der Geburt. Mir fallen gerade keine ein (Vorteile)- ihr auch eher Bedenken. Die portugiesische zukünftige Großmama ist angereist. Das ist gut. Ich drücke alle Daumen.

17
Dez
2005

Morgen

werde ich gründlich aufräumen (den Rest, aber eben gründlich).
Und laufen.
Und fotografieren.
Lesen und meditieren, unvermeidlich, aber wahrscheinlich sowieso.
Vielleicht werde ich, so wie jetzt, die Freunde in mein Herz schließen und, so wie jetzt, sehr wohl an das Leben glauben.
Dann geh ich ins Kino oder in jene Kneipe, die mich so anheimelt.
Ans Leben zu glauben ist auf einmal sehr gewiss, an was denn sonst. Sonst hab ich gar nix in der Hand, außerdem, was ganz schön viel ist.

It´s your (mid)life

Was die Krise betrifft, ist es ja vielleicht ganz günstig, sie zum angemessenen Zeitpunkt zu haben. Als die Altersangabe sich vorne eine vier zulegte, als vieles abgeschlossen war, als die unbekannte Freiheit winkte im Nebel: Da wurde der Nebel nur dichter, und es rieß kein grauer Wolkensamt auf, um ein frohes Sonnenlicht zu offenbaren, kein trällerndes Lied auf den Lippen. Doch: kurz und sehr gewollt und völlig illusionär - und dann ging alles schief.
Der graue Samt legte sich matt und verschließend und fies über alles, wo ich mir leichte Erfüllung nach dem Motto "Wann, wenn nicht jetzt?" erwünschte. Und ein böser Geist raunte: "Also bestimmt nicht jetzt." Ich zappelte und trotze und betrank mich und reimte mir mit nur sehr kurzfristigem Glaubenwollen und noch weniger haltbarem Glaubenkönnen neue Illusionen zusammen.
Es gibt keine Gnadenfunken aus Gold und Edelstein allein, weil man was hinter sich hat.
Übergänge sind Tunnel und Schluchten und Orkane und wilde Wasser, die trüb und tief zugleich wirken. Übergänge sind kein Wunschkonzert.
Aber genau das hatte ich gedacht, dass jetzt, wo ja alles schwer genug, aber halbwegs überstanden war, eine gnädige Biografieinstanz mir Aufgeschobenes und Nichtgemachtes rüberschieben würde auf einem Plätzchenteller der gehobenen Lebensverdienstklasse. Sonst wär mir vielleicht weniger matt und mulmig, hätte ich es mir nicht so ganz anders ausgerechnet.
U. am Telefon, ist in einer ganz anderen Situation, aber der gleichen. Erst da wird es mir deutlich. Sie, die so ganz anders lebt als ich, andere Prioritäten hat, sie schleudert genauso ungläubig durch die Krise. Im Spiegel der anderen findet man sich.

16
Dez
2005

Psychisch krank

Ich habe mir heute vorgenommen, psychisch krank zu spielen, um die Krise zu verlängern. Na, das hört sich komisch an. Und soll kein Hohn sein in den Ohren derer, die wirklich brutalst leiden.
Ich leide andererseits ja auch, manchmal halte ich mich für durchaus verrückt, dann wieder ist nur zu klar, dass das Normale und das Nicht-Normale keine scharfe Trennungslinie haben.
Ich will mich erleben und behandeln wie eine in der Krise, das ist alles. Um das Eigene zu stärken und schärfen. Meine Krise ist mir lieber als mich in Sicherheit zu wiegen, an der Oberfläche des eigenen Seelchens rumrobotern - und das plötzlich und umso erschreckender serviert zu bekommen, was man so einfach mal, weil Zeit ist, ein bisschen durchschreiten kann.
Dieser Weg wird kein leichter sein meint Xavier Naidoo und so unbeliebt er lange bei mir war, sind mir doch häufiger seine Worte im Ohr. Selbst bei dem Wort Mannheim bekomme ich ja schon nostalgische Gefühle, hier in dem Landstrich, wo man gerne das n bei nostalgisch weglässt.

15
Dez
2005

Abgrundssentimentalität

Erst in der Krise, der echten, kann ich so richtig denken. Für die normale Welt bin ich so gar nicht gebacken. Das Black-Out des Traumas leert mein Hirn, schauerlich, und dann erst kann es sich wieder füllen.
Insofern bringt es mir immer wenig, vor dem Abgrund zu stehen, einen Schritt weiter muss ich schon gehen. Und im freien Fall mich selbst mal wieder fangen lernen.
Anstrengend, das.
Zumal man Krisen ja nicht selbsttätig herbeiführt, sondern aus guten Gründen eher vermeidet. Es ist wie mit dem Sterben und Tod, um solch heikle Themen auch mal anzusprechen. (In der Krise kann man das.) Vor der Krise und an ihrem Anfang ist es schau-er-lich. Dann mitten drin ist es schon fast gut.
Dann: Galgenhumor. Bewältigungswärme. Erkenntnisbeginn. Schnelles, feuriges Denken wie von selbst.
Im letzten Drittel der Krise ist sie fast schon wieder Erinnerung und ich bin erschüttert darüber, wie oberflächlich ich doch bin.
Noch nicht mal im Abgrund gibt es eine Heimat, ich lebe.

14
Dez
2005

Entleert mal wieder

Völlig. Ich bin nicht die einzige, auch andernorts hört man von dem Leiden unter dem Immergleichen. Monotonie, Ödness, Antriebslosigkeit. Gerne werden auch noch jahreszeitliche Gründe für Bindestrichdepressionen haftbar gemacht. Die kommen bei mir aber höchstens hinzu.
Hochtrabend, einerseits, nenne ich es Unterforderung, was man mir hier auf der Arbeit zumutet bzw. noch nicht mal zumutet.
Es geschieht mir, also geschieht nichts. Ich lese schnell im Internet wie schrecklich das ist und erst recht dafür sorgt, dass der Mensch sich nichts mehr zuzutrauen vermag. Fehler machen beim viel zu Einfachen. Verlust der Konzentration und des Feuers im Innern.
Man könnte wieder tausend Lebensratgeber lesen und man will nicht. Man sucht selbst die innere Richtschnur, den Mumm, Führung und Ziel.
Unter: http://www.flowlife.de/ erschreckend teure Angebote fürs Sinnstiften. Dann haben also auch die Reichen irgendwelche Glücksprobleme. Ich glaube, wenn ich Geld hätte, ich hätte die nicht.
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Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

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