16
Mrz
2010

Bodo Kirchhoff

hat sich und die Welt ein wenig erklärt.
Er war mir immer eher fremd. Aber wie er das macht, beeindruckt mich.

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steppenhund - 16. Mär, 01:07

Eine sehr ähnliche Darstellung habe ich von Haslinger, einem Autor, gelesen, der auch einmal in einem Club-2 aufgetreten ist.
Und ich kann nur wiederholen, was ich andernortens schon geschrieben habe: nicht die Päderasten sind die größten Übeltäter sondern diejenigen, welche vertuscht haben und noch immer zu vertuschen suchen.
Und es geht auch nicht darum, dass es auch sonst Missbrauch - auch in der Familie - gibt. Es handelt sich in den vorliegenden Fällen um Missbrauch in ganz speziellen Abhängigkeitssituationen.
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Im Übrigen habe ich mir von einer Bekannten erzählen lassen, dass ihr Schwager, der am Land aufgewachsen war, diesbezüglich eine unheimliche Toleranz an den Tag lehnt. "Naja, was ist denn schon dabei, wenn der Pfaff ein bisschen zärtlich wird."
-
Das Besondere an der Kirchhoff'schen Darstellung ist aber die Kategorisierung einer Liebe, die der Sprache beraubt ist. Und damit den Missbrauchten in einem absoluten Vakuum zurückläßt. Wobei der englische Begriff turmoil vielleicht noch besser angebracht wäre.

wasserfrau - 16. Mär, 11:54

Lieber Steppenhund,
danke für deine ausführlichen Überlegungen, die mir neue Fragen aufwerfen.
Nicht die Päderasten sind die größten Übeltäter sondern diejenigen, welche vertuscht haben und noch immer zu vertuschen suchen. Schwer zu sagen, ganz schwer zu sagen... Was Kirchhoff übers Sprachloch schreibt, gilt ja nicht nur für die Opfer. Der ländliche Schwager wiederum steht für kulturelle Gegebenheiten, in denen zu viel Gequatsche über "lässliche Sünden" eben nicht nur unerwünscht war (ist), sondern fast unmöglich. Wenn man so will, ist auch der denkfähige 12Jährige, der das Geheimnis teilt, ein Vertuscher. Und last not least ist die hohe Kunst der Päderasten es durchaus, der Vertuschung Vorschub zu leisten, den Begriff der Liebe nach Außen beispielsweise besonders unangreifbar kindesfreundlich vor zu spielen ... und alle, die normal genervt sind ab und an von Kindern, damit scheinbar in ihre Schuld zu bringen ... um in dieser durchaus perfiden Tarnung den Übergriff zu vollziehen. Das schamrote Geheimnis, die Feuerzone, die hier entsteht, ist für sexuelle Geheimnisse ohnehin kennzeichnend, für solch brisante sowieso. Das Sprachloch kommt natürlich aus einem großen Tabu - und derjenige, der es bricht, kann sich im Sprachverbot, das dem Tabu zugehört, wunderbar verstecken.
Ich kann das schreiben, da ich einmal sehr nahe an einem Mißbrauchsfall war, den ich explizit nicht vertuscht habe. Ich weiß aber auch, in welche schwierigen, sehr schwierigen Situationen man da kommt.
Es handelt sich in den vorliegenden Fällen um Missbrauch in ganz speziellen Abhängigkeitssituationen. Nun ja, die Familie ist natürlich die speziellste Abhängigkeitssituation überhaupt...
In der FAZ ging es wohl am Wochenende - ich habe es mir nur erzählen lassen - um den Fall einer Tochter, die ihrer Mutter bittere Vorwürfe macht, dass sie den väterlichen Mißbrauch deckte. Der, der es berichtete, zeigte großes Verständnis für die Mutter (sie habe dem Kind das Aufwachsen in einer Familie bewahren wollen...), ich keineswegs. Dennoch hat die Diskussion "sind die Täter schlimmer oder die Vertuscher" auch eine untergründige Aufteilung in männliche (vollstreckende) und weibliche (passiv-erleidende oder "zuschauende") Anteile, selbst wenn die Opfer in großer Zahl jung-männlich sind in diesen Beispielen dieser Tage. Was mir übbrigens gerade erst so richtig auffällt. Kirchhoff gibt ja auch einen Hinweis, dass dem weiblichen zu früh sexualisierten Schicksal eine Sprache zu geben, fast noch schwieriger ist.
wasserfrau - 16. Mär, 22:53

Nun find ich es ja schon schad, dass sich neimand mehr an der Diskussion beteiligen tut. Interessiert hätts mich schon...

steppenhund - 17. Mär, 21:44

Naja, das würde mich jetzt zu stark zeitlich beaufschlagen. Das können wir ja das nächste Mal beplaudern.
wasserfrau - 17. Mär, 21:49

"zeitlich beaufschlagen" - das hab ich ja noch nie gehört. spricht so der wiener?
rosmarin - 26. Mär, 10:02

ich kann mich an dieser diskussion nicht beteiligen, weil ich vor aufregung schon ganz hibbelig bin.
ich finde ihn einen phantastischen schriftsteller, mag seine sprache und seinen klaren blick..... und.... werde ihn morgen auf einer kleinen tagung hören und kennen lernen und hoffe, er hört nicht mehr so genau hin, wenn ich meinen text verlese..... *herzklopfend ihre ro*
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