30
Aug
2005

Innerer Schweinehund

Heute morgen wachte ich wieder mit verquerer Gemütslage auf. Das war etwas enttäuschend, da ich gestern Abend müdigkeits- und vorsichtshalber wenig Bier zu mir nahm, mich früh auf die Schlafstatt zurückzog und ebendort noch ein Lesestündchen einlegte, was überraschend angenehm war, in die fremden Geschichten einzutauchen (Barbara Wood: Haus der Harmonie), um dann relativ früh einzuschlafen. Durch diesen energetisch sinnvollen Umgang mit mir selbst hatte ich eine gelöste Stimmung für den heutigen Morgen als Belohnung erwünscht und –wartet.

So war es aber nicht. Dunkle Dämonen flogen durch das Zimmer und schrillten mich an, unlösbare Konstellationen im Hirn und der Magen hat auch mal wieder gleich heftig und gemein rebelliert.

Dann jedoch auftauchend wie aus einem Strudel nach Luft, frischer Luft schnappend und ruhiger werdend ein ermutigendes Zwiegespräch mit mir selbst. Die Formulierung vom „inneren Schweinehund“ fiel mir ein, der ja gemeiniglich als eine Instanz der Faulheit und Bequemlichkeit angesehen wird, die es dringend zu überwinden gilt – dann so heißt es, muss man endlich (!) mal dies oder jenes tun oder auch sein lassen, eindlich mal eine peinliche Sache ansprechen oder eventuell es auch schaffen, den Mund zu halten.

Ich hingegen definierte als inneren Schweinehund jenen kleinen Nervtöter selbst, der immer peitscht und mich nicht zur Ruhe kommen lässt, der mir das Versagen und Nicht-Können permanent verbietet. Da dachte ich plötzlich: Warum in aller Welt soll ich nicht einfach mal versagen, scheitern, mich als zu blöd für irgendeine der immerwährenden Verantwortungsschübe erweisen. Zu blöd oder meinetwegen zu uneinsichtig, zu unreif gar. Wenn das Geld alle ist, zur Mutter gehen, jammern und welches wollen, das sie mir sofort gibt, da sie welches hat. Nie habe ich das gemacht, mein Stolz, mein Funktionieren waren immer wichtiger als irgendetwas zu wollen. Das ist nicht blöd, aber anstrengend, am anstrengendsten aber ist es, immer nach dem gleichen Muster zu funktionieren.

Und wenn ich heute Hartz IV-Empfängerin wäre, ja und dann, würde doch auch irgendwie gehen und ich hätte viel Zeit. Ich meine das nicht zynisch!! Ich weiß, dass das Muster, sich und evtl. seine kids nicht selbst gut versorgen zu können, strukturell, weil das Leben so gelaufen ist, die reichlich größere Scheiße ist. Ich leide mit dem Beatchen und weniger nah bzw. unbekannterweise mit vielen anderen.
Für mich selbst nur, die ich immer, immer so eine Angst vor dem Abgrund habe, wäre es gar nicht so schlecht mal einen Schritt weiter (!) zu gehen. Bei hinreichend guten Überlebenschancen außer vielleicht für meine Angst.

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