An zwei Tagen hintereinander bin ich direkt nach Feierabend allein im Kino gewesen. In sehr unterschiedlichen Filmen. Und fast habe ich den Eindruck, dass meine Stimmung hinterher direkt aus dem Kino kommt: heute leicht, gestern trist. (Das ist eine Konstruktion, denn ich weiß ja, wie sehr meine Stimmungen von allem möglichen abhängen, und man weiß dann noch nicht mal wovon jetzt genau und durch welches Verhältnis von Mischung und Abfolge...)
Aber bleiben wir mal bei der simpel gestrickten These, die daran ihren Anschluss findet, dass ich oft, sehr oft aus Kinofilmen komme und noch ganz angesteckt von der Atmosphäre bin, die ersten Momente des städtischen Bühnenbildes nach dem Verlassen des Kinos dann noch so wahrnehme, als seien sie mit mir mir dem Film entsprungen. Bei sehr gefühlskalten und hoffnungslosen Filmen ist das viel weniger intensiv, scheinbar, und doch...
Aber der Reihe nach: Gestern trieb es mich aus Gründen des Muss-man-gesehen-Habens in "Elementarteilchen". Ach herrjeh, muss man das wirklich gesehen haben? Schwer vorstellbar, dass die Textvorlage einen noch mehr runter ziehen können soll, sei dies doch die heitere Variante, angeblich. Was ich ja gar nicht glaube. Von Houllebecq kenne ich nur "Ausweitung der Kampfzone" - und das konnte ich gut lesen. Okay, der Gute hat wohl in seinen brachialen Sexszenen späterhin durchaus nachgelegt und sein Lanzarote-Buch, stimmt das kenne ich ja auch, hab es aber erfolgreich verdrängt, ist in dieser Hinsicht eine große Nervtöterei (mit im übrigen schlechten Fotos). Dennoch ist das Zynische und Aggressive im Text etwas anderes als in Bild und Dialog. Und das Pure des Zynismus immer auch noch vitaler als dieser Film. Irgendwie gebe ich dem Regisseur ja Recht, dessen Namen mir mit gleichem Recht entfallen ist, dass man Houllebecq, so wie er schreibt, nicht verfilmen kann: Aber so auch nicht! Heraus gekommen ist ein Film, der mir sehr deutsch vorkommt. Immer schön weiter an das Gute glauben, immer sich irgendwie eifrig bemühen, auch wenn alles sehr hoffnungslos ist.
Heute dann mal wieder Kino als ein bisschen Taumfabrik: L`Áuberge éspagnol - Wiedersehen in St. Petersburg. Den ersten Teil habe ich gar nicht gesehen, vermutlich ist er noch besser, das nimmt man bei solchen Erfolgsfortsetzungen ja jedenfalls an.
Ein gut gemachtes Chaos von Liebeleien, die junge, hübsche Europäer der verschiedesten Europaländer so miteinander haben. Schöne originelle Riesenwohnungen, bei lauter Menschen, die nie wirklich Stress zu haben scheinen, aber auch nicht gerade starke Geldprobleme. Das nenn ich schon mal Traumfabrik, allein das reicht schon. Aber bitte, danke, gern geschehen, originell und schön ein paar kleine Märchen erzählen, das ist nun mal eigentlich Kino, denke ich heute Abend.
Mit dem Lesen und den Büchern verhält es sich durchaus anders; auch wenn es Bücher gibt, die sind ein bisschen wie großes Kino: Und auch das ist schön.
wasserfrau - 1. Mär, 20:22