Schleudern

7
Nov
2009

Das Private...

ist das Politische hieß mal ein Slogan.
Wenn man ihn hört, hat man das Gefühl, man muss ein Staubtuch holen, um die Antiquität in Augenschein zu nehmen. Ich habe diesen Spruch auch nie so ganz genau verstanden.
Nun tritt mir ein zwischenmenschlicher Irrsinn mit der ganzen Breitseite entgegen und ich lese alle Nachrichten von regelrechtem Gewaltschaum und Kontrollverlust - zum Beispiel von amerikanischen Militärpsychiatern - mit ganz anderer Emotion. Ich bin im Moment nur noch am Unterscheiden und Staunen, was es für wunderbare und was für feindliche es Menschen gibt, wie großartig und solidarisch und für mich "normal" manche sind, wie erschreckend eskalierend und autoritär und verrannt andere, ich habe eine einmal hochgedrehte Sensibilität für diese Dinge.
Auf einmal sehe ich fast alles "privat" - und eben doch nicht. Auf einmal sehe ich im Brennglas, Menschen mit denen man reden kann, die solidarisch sind, die wunderbar sind ... bei mir strömt Dankbarkeit! Auf der anderen Seite Menschen, die (unter Druck?! Ja! welchem?) nicht nur gegen andere Menschen, sondern auch systematisch gegen jedes Lebenglück, gegen jede Möglichkeit von Verständigung, gegen jede Form gelingenden Zusammenlebens agieren - und damit natürlich auch gegen sich. Die sozusagen Krieg anfangen.
Bei mir ist das bisschen Krieg jetzt im privaten Bereich. Eigentlich ppippifax. Aber ich sehe schon, was es anrichtet... Und auf einmal finde ich es total politisch. Es ist es.

25
Okt
2009

Novembergrimassen

Dieses Jahr hat der drohende Winter etwas Furchteinflößendes. Mir scheint, es geht nicht nur mir so. Mir auf jeden Fall stärker als sonst.
Ich bin nicht verzweifelt, ich bin nicht depressiv, es herrscht keinerlei Rilke-Stimmung. Mein Jahreszeitenwechsel produziert in meinem Innern Fratzen und nightmares, immer hart am Grat zwischen Grusel und Gelächter. Das erste mal verstehe ich Halloween genau, was mich nie interessierte. Ich musste erst recherchieren, wann das ist. In der Nacht zum ersten November. Sehr einleuchtend. Und so einen keltischen Abwehrzauber wünsche ich mir plötzlich auch und bereite ihn in meiner Seele längst vor.

2
Sep
2009

Brief in der Wut

Ich tippe ihn... und dann merke ich, wie sehr ich mich aufs Glatteis führen lasse, weil alles was ich schreibe, so wenig wütend ist klingt. Ich beobachte mich selbst beim Denken und Schreiben und sehe nur das Bekenntnis einer erstaunlich unemanzipierten Frau. Und da schlittert und schlirrt so manches bei mir. Aha??? So? Bitte offen, aber behutsam sein mit den Kommentaren. Ich bin wund, aber selbst da, wo ich mich für wütend halte, dieses vielleicht zu wenig?!

Ich folgte Dir und folge Dir immer noch. Zunehmend, zunehmend, zunehmend unwilliger, weil ich weiß, da kommt nichts raus, an dem ich wachse. Zunehmend, zunehmend, zunehmend – und doch seit langem wissend, also gleich bleibend. Ich bin es ja, die folgt. (Du bist es nur, der es völlig in Ordnung findet, den alle Hinweise, dass es das nicht ist, völlig kalt lassen [können]).
Ich folge, weil ich nichts wenig Eigenes habe, weil ich das Folgen perfektioniert habe, weil ich dich nur so erreiche, weil du mir kaum einen keinen Meter nachgehst. Auch das könnte eine Ausrede sein.
Du würdest ja, aber es gab genug Gelegenheiten und Du hast nicht, so kommt es mir vor. Aber es ist auch keine besonders gute Idee, wenn man mal voran läuft, sich immer umzudrehen, ob der andere nachkommt. Und: Wenn er es, wie Du, nicht offensichtlich beherzt tut, wieder zurück zu gehen. Es ist keine gute Idee, die eigene Richtung, das eigene Tempo aufzugeben, unkenntlich zu machen, auch mir selbst gegenüber, damit die Nähe der sich berührenden Hände erhalten bleiben kann…
Ich muss meinen eigenen Weg finden und ich finde ihn nicht, weil Du ihn niemals selten in erreichbarem Abstand mit mir gehen würdest. Denke ich so. Dies ist die Stelle, wo bitte alle paarpsychologischen Ratschläge unterbleiben mögen… Ich will davon jetzt nichts hören, davon, dass immer zwei dazu gehören, wenn einer den Ton angibt und der andere nur lauscht und dem Rattenfänger hinter her tänzelt. Braucht mir jetzt keiner sagen, weiß ich.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass ich nur Entlastung will, meine Richtung nicht selbst finden will. Wundert mich einerseits, weil es ja „früher“ nicht so war. Aber gut, mit allen schlechten Gewohnheiten fängt man irgendwann an.
Außerdem muss ich meine Richtung selbst finden! Allein schon: Weil ich Geld verdienen muss! (Du wirst es nicht für mich tun…) Und weil ich leben will. WEIL ICH LEBEN WILL! Der erhabene Grund tritt immer hinter a) die ökonomische Pragmatik zurück und sucht sich b) den Fluchtweg der stabilen (?) (Bemühung um) Liebe. Ich bin eine unerlöste Fraufrau, wie es im Buche steht. Hilfe!
Und das nimmt mich jetzt Alles doch Wunder, wie es ausschaut, wenn ich mal ein Stück ehrlich bin mir selbst gegenüber. Dann merke ich, wie wenig es überhaupt noch in meinem Horizont greifbar ist, wirklich zu schauen, leben zu können, was ich selbst will. Ich habe a) keine Ahnung und b) keine Traute. Ich tu immer nur so (darin bin ich relativ gut.) Deine Interessen spüre ich eigentlich daran, dass Du mir das scheinbar Alles abnimmst. Du könntest dieser Frau jeden Tag anmerken, dass sie sich selbst vergisst, verleugnet. Es macht mich wirklich misstrauisch, dass Du es nicht merkst.

28
Aug
2009

Just it is

(ungeheuer kompliziert...)
Das EIS will sich vom FEUER nicht aufschmelzen lassen, vielleicht.

Das FEUER verwandelt sich darob zurück in WASSER, das niemalsniemalsniemals in EIS gefrieren will.

Das Einmaleins wird neu gerechnet, die Alchemie neu justiert.

Das Leben ist ein Spiel. Eine Erforschung. Ein Er-INNERN.
Jedes Tun ohne Risiko ist so falsch wie Risiko ohne Einsatz.

21
Aug
2009

Fight, flee, freeze

Die Sollbruchstelle dieser Beziehung hat sich ins Formale verlagert. Es gibt im Grunde auch eine Sollbruchstelle inhaltlicher Natur, aber ein gnädiger, gefährlicher Mantel wurde darüber geworfen. Oder es unter einen ähnlich gearteten Teppich gekehrt.
Die Sollbruchstelle liegt jetzt in einer Unversöhnlichkeit dessen, wie in Konflikten reagiert wird. Ich bin eindeutig - und das wundert mich schon ein bisschen, da ich ja, auch vor dieser Beziehung, schon ein paar Tage mit mir verbracht habe - die Kämpferin. Er lässt mir auch jeden Raum dafür, da er nie "zurückschlagen" würde. Er friert ein, stellt sich tot, legt den Käfer auf den Rücken. Was mich eindeutig (noch) aggressiver macht, dann haut er mir die ganze kalte Mauer des Schweigens und der Abweisung erst recht gegen den Kopf.
Seiner Meinung nach sollte es keine Konflikte geben. Meiner Meinung nach ist das ein unwahrscheinlich zu erreichendes Ziel.
Das Ganze, beim Stand der Dinge, so, dass da schier gar nichts mehr geht.
Warum ich das alles hier schreibe? Wen das jetzt bitte interessieren soll? Weiß ich auch nicht. Ich habe diesen blog wieder begonnen, und würde es momentan wohl nicht aufschreiben, wenn ich es nicht hier täte. Aber es tut mir gut, es aufzuschreiben.
Und natürlich hoffe ich auf eintausend wertvolle Assoziationen, Hinweise usw.

18
Aug
2009

Eindeutig regressiv...

...ist es von mir, von jemandem enttäuscht zu sein, von dem ich nichts anderes erwartet habe. Das ergibt doch keinen Sinn. (Nun gut, etwas freundlicher hätte ihr Ton schon sein können, aber so war sie ja auch schon immer...)

Ich ärgere mich ja nur über mich selbst: Erst lass ich mir von einer Seite etwas einreden, was meinem Gefühl nach nicht stimmig ist und dann handle ich mir von anderer Seite was ein, was nicht wirklich unerwartet kommt. Welcher Wunderglaube war denn da wieder im Spiel? Kindlich, kindlich...

Vielleicht höre ich mal auf meine innere Stimme, anstatt mich selbst durchzuschleudern. An den Kopf könnte ich mir schlagen. Aber ich habe ja heute schon genug eingesteckt:-)

Und das Doofste: Bis vor kurzem war´s noch ein richtig freudvoller Tag. Jetzt grummele ich - und weiß gar nicht, über wen ich mich als Erstes ärgern soll: Ihn, sie, mich.

16
Aug
2009

7 Jahre...

Kein ganz schmerzfreies Jubiläum dieses Mal.
Viele Gedanken nicht nur an Gewonnenes, sondern auch an Verlorenes. Die Dankbarkeit der vergangenen Jubiläen ein wenig hintan gestellt.
Die M. sagte gestern, ich hätte ein Gedächtnis wie ein Elefant. (Haben die wirklich...?) Die M. hat Recht.
Dieses Jahr war das Elefantengedächtnis ganz unpassend für anstehende kleine Feierlichkeiten mit Enttäuschungen und Selbstdesavouierungen beschäftigt. Darob flossen gar Tränen, in der Hitze, und vermischten sich mit Schweiß.
Die 7 Jahre kommen mir vor wie eine fällige Zäsur...
Gewonnen: Diesen berühmten Hafen, den ich so zuvor nie kannte, bis zum 16. August 2002 nicht. Verloren: Die Unbekümmertheit der Segelsetzenden.
Gewonnen: Viel Gelassenheit und Stabilität, Zugehörigkeit und bestimmte Aspekte von Vertrauen. Verloren: Eine gewisse Wildheit inklusive Mut, Draufgängertum, Selbstverpflichtung, Ehrgeiz und Erfolg.
Diese große Sehnsucht unter dem Dach der 7: "alte", jüngere Leichtigkeit, Unabhängigkeit, Selbstgewissheit wieder zu finden.

24
Jul
2009

Meine Trauer

ist ein dumpfer gedankenfreier Schmerz, der mich lähmt. Lähmen nicht im Sinne von Lähmung als totale Bewegungslosigkeit, sondern als Lahmen: enorme Verlangsamung. Dunkle Wasser in mir.

Als müsse, wolle man, wenn ein Mensch gegangen ist, stehenbleiben selbst. Keine flinken Schritte in die Zukunft, die zu schnell forttreiben. Der Buddhismus geht (vereinfacht gesagt), davon aus, dass die Seele sich 49 Tage im Zwischenzustand befindet. Es mag etwas mit der Zeit zu tun haben, in der wir ihre Nähe noch spüren.
Es macht mir nichts aus, nur meine Umwelt kann mich nicht gut einschätzen derzeit.
Im Prinzip durchlaufen wir jedoch fortwährend Bardos. Es sind die Grenzgänge in unserer Biographie, bzw. Krisen, die wir erleben. (...)
Aber neben diesen Gefühlen tut sich in Ihnen auch etwas anderes auf. Das nackte Gewahrwerden über den Tod - und alles, was vorher in Ihrem alltäglichen Bewusstsein war, ist mit einmal durchschnitten. Sie sind auf einem Grund angekommen und dieser Grund ist es, in den Sie eingeführt werden können - in die essentielle Natur Ihres Geistes.

Dazu muss man langsam werden. Irgendwo im Hinterhinterkopf piepst jedoch die Stimme, es liefe einem die Zeit davon. Irgendwie diese Zeit der Fristen, Erledigungen, des ganzen fiesen alltäglichen Elends. Dessen Zumutungen man sich in der Trauer still verweigern mag, die aber in ihrer ganzen Absurdität stets insistieren.

23
Jul
2009

Gemeinsame Themen

Gestern hier.

Auch für mich fing gestern etwas Neues an. Plötzlich putzte und schrubbte ich und räumte auf - fand und sah Dinge, die ich seit zwei Jahren kaum mehr wusste. Nieste vom Staub und entfernte ihn. Entfernte Staub und entkernte mein Arbeitszimmer. Es war ein gutes Gefühl und der Impuls kam ganz von selbst.

Heute lese ich hier (auch wenn der Beitrag nicht von heute ist... )
Heute war ich Frühaufsteherin. Gestern Abend noch philosophierte der Liebste so vor sich hin, erst beim Spanier (wo wir sehr unzufrieden waren, weil man uns nach Pseudo-Frage tonnenweise Extra-Brot brachte um allen Ernstes dann Extra-Brot auf die Rechnung zu setzen), dann beim Perser, wo wir unseren kleinen Abschlusswein tranken, der Royal-Shiraz dort ist der beste Rotwein, den ich kenne in der Stadt: Er schlug also vor oder plante oder redete nur so vor sich hin, dass wir (!) sinnvollerweise um sechs aufstünden ab sofort, weil da das Klima noch arbeitsunterstützend sei usw. Als ich ihm an anderer Stelle im Gespräch mein Tagespensum des Folgetages erläuterte sagte er umso forscher: "Ja, eben, um sechs aufstehen". Ich widersprach nicht nur heftig, ich war gar leicht genervt.

Ich bin Protestantin... Nicht um sechs, aber um sieben war ich wach, vor acht fit und um 8 Uhr 30 bereits auf der Leipziger Straße. Tätigte die Einkäufe des Tages, während die Geschäfte erst öffneten, der türkische Händler die erste Ananas des Tages suchte, um sie mir strahlend zu übergeben. Ich fühlte mich frisch und fit, um elf hatte ich Wäsche gewaschen, E-Mails beantwortet, viel getan und gesehen. Ja und dann: war ich soooo müde. Und das hörte auch den Rest des Tages nicht mehr auf.

Fast überflüssig zu sagen - weil auch nicht sooo wichtig - er schlief bis um zehn und war den ganzen weiteren Tag topfit am Machen.
Nur darum ging es mir gar nicht in diesem Beitrag und bei den "gemeinsamen Themen".

29
Jun
2009

FDZ

Und dann war ich eine Woche an der Ostsee... Fischland-Darss-Zingst (fast ohne Zingst) . Freiheit darf sich zeigen. Ich werde darüber mehr schreiben... über die Orte (mit Fotos, demnächst)... über dieses grandiose, wirklich grandiose Erlebnis des alleine Reisens, als Frau, als Mensch, als Frau juchhee...

Nun - der Rücksturz zur Erde. Ich bin sowas von ungerecht, weil ich nach dieser Woche sowas unter meinem Alltag leide.... Ich habe, wer weiß wie, ein großartiges Wesen wiederentdeckt, mich, jung?, entspannt?, geliebt....?! Ich entdecke mich hier im Alltag neu, wieviele Menschen erkennen mich (von vor 10 Jahren) plötzlich wieder! Und natürlich komme ich heim und bin im Grunde total Scheiße zu jemandem, der dieses Potential (FDZ) kongenial verbraucht, eingebunden, niedergedrückt hat.

Ich muss leben, ich kann leben, ich habe noch viel mehr Flügel als mir gestutzt wurden... Ich sage: Ich bin besser, als Du mich siehst, und ich weiß natürlch, dass ich Recht habe,

Ich werde in den nächsten Tagen über das Buch Der Held in uns schreiben, vielleicht auch über Die Suche nach Marie.
logo

waschmaschine

Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Kontakt und Absicherung

Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

Aktuelle Beiträge

ja, das ist die Frage
...mhmmm...wie hat denn nun dein neues Jahr begonnen?...
herbstfrau - 7. Mär, 17:48
take five....
take five....
rosmarin - 16. Jan, 00:35
Diesen Beitrag
habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
wasserfrau - 13. Jan, 23:58
2012 - Zukunft revisited
Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
Eins ist klar
ich werde 2012 Tel Aviv sehen
wasserfrau - 7. Jan, 01:25

stat

Zum Glück gibt´s Bücher


Per Olov Enquist
Ein anderes Leben


Julia Franck
Die Mittagsfrau

Wer guckt?

Suche

 

Status

Online seit 6854 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 7. Mär, 17:48

Credits


Buntwaesche
Frischwasser
grauschleier
Im Prinzip
Kochwaesche
Schleudern
Schmutzwaesche
Schonwaschgang
Spuelen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren