Schleudern

17
Mrz
2010

Frühlingsstart mit kleinen Fehlern

Am Morgen erwarte ich die Kollegin – gemeinsam wollen wir zur Auftaktveranstaltung des neuen Projekts. Das Lampenfieber ist vorhanden, aber erträglich, doch wie immer entsteht Hektik, wenn ich zu früher Stund fertig werden muss. Sind diese Papiere in der Tasche, wo hab ich sie jetzt hingestellt, halt das noch… Da klingelt zu verabredeter Zeit das Telefon, bestimmt die Kollegin, die sich verspätet, wer sollte so früh am Tag denn sonst?
Besser mal geguckt vorher . .. zu spät… Es ist Freund W., der in einer absonderlichen nächtlichen Tauschaktion mit dem Mann des Hauses genau wie dieser mit dem falschen Schlüssel vor der heimischen Haustür erschien, was bedeutete, dass zwei Frauen nicht so „früh“ schlafen konnten, wie es ihnen sinnvoll erschien. Eine davon hat jetzt W. in der Leitung, der das Problem gerne zeitnah gelöst sähe. Dies beginnt er aber in seinem behäbigen Schwäbisch „Ei guuude mooorsche“ und macht mich ganz wuschig. Denn gleichzeitig klingelt es an der Haustür, drei Stockwerke unter mir. Ich sage W., dass ich auf dem Sprung bin, was seine Rede noch gemütlicher gestaltet, wahrscheinlich sage ich das zu oft, wenn er anruft, wie soll er also wissen, dass ich gerade jetzt nicht einfach springlebendig, sondern dringlich springend bin. Ich beende das Ganze, haste ins Schlafzimmer, fuchtele um mich, will den schnurlosen Hörer schnell an den Mann loswerden … und werfe ihn viel zu energisch ihm direkt an den Schädel. Natürlich unabsichtlich, falls das tatsächlich betont werden müsste. Mann schreit erschrocken, empört, windet sich theatralisch, unten klingelt es wieder. Erst als ich ihm Überlebenschancen einräumen kann und mich tausendmal entschuldigt habe, werfe ich mich ins Mäntelchen und haste hinab.
Die Auftaktveranstaltung war dann prima. Der Mann aber auch am Abend noch übelst gelaunt, was ich ganz nebenbei unangemessen stur etc. finde, wo er eigentlich mich hätte auch beglückwünschen könnensollenmüssen, aber dann mal wieder nicht.

16
Mrz
2010

Bodo Kirchhoff

hat sich und die Welt ein wenig erklärt.
Er war mir immer eher fremd. Aber wie er das macht, beeindruckt mich.

9
Mrz
2010

Alltagsstopper (malaises banales)

Es gibt diese Dinge, Alltagsunfallchen, die mir augenblickshafte Aversionen bereiten:
1. Sich den Zeh (barfuß) irgendwo antoßen - zu Recht auf Platz 1
2. Morgens mit dem Ärmel (z.B. vom Bademantel) an einer Türklinke hängenbleiben.
3. Wenn ich die Autotür zuwerfe und sie geht nicht zu. (Mein Gurt vom Fahrersitz schnappt nicht richtig zurück und hängt dann als Stopper in der Tür. Kein Unfall, der mich am eigenen Leib beschädigt, aber irgendwie tiefenphysiologisch doch, wenn die eigene Bewegungsaktion nicht funktioniert.)
Dass eine neue Jahreszeit beginnt - ich mag sie noch nicht Frühling nennen- merke ich daran, dass auch folgendes wieder passiert:
Ich steige aus dem Auto und habe die Sonnenbrille ins Haar geschoben. Damit stoße ich beim Aussteigen unweigerlich an, aua!, Mist! - und das ist mir dieser Tage nicht nur einmal passiert.

20
Feb
2010

Psychosomato

Nun, wo gerade sooo viel zu tun ist ... übersehe ich wohl meinen bereits eingetretenen Erschöpfungsgrenzgang. Oder: ich übersah ihn. Geriet in einen gänzlich mißlungenen Tag. Wusste gar nicht, wie das jetzt kommt, wo doch alles so gut läuft.
Leide unter allen möglichen Unsicherheiten, was auch schlicht Erschöpfung sein kann. Hätte am liebsten keine Psyche dieser Tage, denn ich weiß nicht genau, was die wieder treibt.
Dann hat sie sich noch mit meinem Körper verbunden, und als ich zu unerwacht aus dem Bett raste, weil ich meinte, es sei allerhand zu erledigen (fürs Theater) und außer mir fühle sich keiner so richtig nachvollziehbar zuständig, da blieb ich mit meinem kleinen Zeh an einem Stuhlbein hängen, es fühlte sich an, als sei der Zeh hängen geblieben. Der ist zwar noch dran, tut aber weeeeh.
Da Männer in der Regel höchstens ein abstrakt-heldisches Fürsorgepantomimeverhalten haben (meiner gerne vor Publikum), aber kein situationsadäquates, das ohne Gebrauchsanweisung auf pflegebedürftige Weibchen reagiert... kam es zu mancherlei Ärger im heimischen Ambiente. Ich hatte nicht vor zu regredieren, tat es aber.
Nun habe ich, weil mein Zustand sich in jeder Hinsicht als instabil erwies, das erste Mal seit zweieinhalb Jahren eine Premiere "geschwänzt" - schwänze sie gerade. Und fühle mich ein bisschen elend, aber auch ein bisschen erleichtert deswegen.

23
Jan
2010

Was schief gehen kann...

Völlig banal: Ich wollte Blätterteigtaschen machen mit Spinat und Schafskäse drin. Die Conny im Haus hatte mal völlig leckere gemacht, im Sommer, und sie uns, im Garten lungernd, durch ihr Erdgeschossküchenfenster delektiert. (So geht´s hier nämlich zu, wenn´s gerade gut zugeht.) Und überall im Chefkochnetz steht, dass so ein Blätterteigszeug total einfach ist. HAHAHA.
Seit Wochen lungern Fertigplatten aus dem Frischeregal im Kühlschrank rum, nun schon zwei Tage über dem Haltbarkeitsdatum, aber, dachte ich, das muss man immer prozentual sehen, das geht noch. Irgendwas ging aber gar nicht, ich kam mit dem Zeug nicht zurecht, der Teig klebte zäh am Papier, in das er eingerollt aus der Discounterwelt kam. Eine Katastrophe. Zum Schluss umgeben von kleinen Teigklümpchen, die auch viel zu babbisch waren, um sie neu auszurollen, war ich fast den Tränen nah. Eine sehr leckere Spinat-Schafskäsemasse in der Schüssel, deren Bestimmung sein sollte, eine Füllung zu werden. Aber von was?


Morgen versuche ich mich an einer Spinatquiche, Mürbeteig dafür konnte ich früher mal, aber vielleicht habe ich das auch verlernt?

Pronto!

Es ist immer das Gleiche. Du räumst die Scheiße weg, den Müll, den die anderen nicht sehen. Und wenn er weg ist, sagen die: da war doch gar nichts.
(Du hast Dich getäuscht, du bist irre. ) Und wenn es immer das Gleiche ist, musst DU was Neues machen. Pronto, baby.

12
Jan
2010

WG oder Liebesnest?

Die Frage ist nicht ernst gemeint, nicht wirklich, was mich betrifft. Ich kenne solche Fälle, Freunde, Bekannte, die ihre jahrelange Zweiergemeinschaft plötzlich hasserfüllt als WG bezeichnen, weil er dann mal wieder andere Begehrensnebenbaustellen unterhält oder weil sie, obwohl und gerade weil er das mutmaßlich nicht tut, ihn nackt und begehrlich nicht mehr erträgt usw. Aber sie haben ein gemeinsames Kind, eine ewige gemeinsame Gewohnheit oder was auch immer.

Also, das ist nicht meine Fragestellung. Unsere Wohnung ist klein – und damit hat es vielleicht auch nichts zu tun. Bestimmte Dinge, die er tut oder vielleicht gerade die, die er unterlässt, empfinde ich als riskant, mein gar nicht besonders ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis ist dadurch bedroht. (Früher war es mal ausgeprägter, durch das Zusammensein mit ihm ist es schon deutlich zusammen geschrumpft, aber ein kleines bisschen Sicherheitsbedürfnis ist halt noch da.) Es handelt sich um bestimmte sozioökonomische Fahrlässigkeiten, die ich in dieser Luftikusweise als ähm… verantwortungslos? ... jedenfalls fahrlässig empfinde, Und wie gesagt: Ich mache ja jeden Spaß mit, wenn´s noch halbwegs spaßig ist, aber manchmal ist es eben nur noch mulmig. Das ist mein Bedrohungserregungspunkt.

Andererseits habe ich die Neigung, wenn ich viel Gelassenheit ausübe, ausgerechnet in dieser Aufwachphase am Morgen manchmal, wirklich nur manchmal, von tiefer Sorge ergriffen zu werden. Und dann einem unausgeschlafenen Mann ein paar Sachen an den Kopf zu knallen. Nicht gut, überhaupt nicht gut. Er verbittet sich das, obwohl er die Probleme auch tagsüber nicht angeht. Aber ich verstehe das alle Mal, dass das gar nicht gut ist. An manchen Morgen sitzen mir jedoch die Dämonen vor der Stirn und das linke Aufstehbein wirft wilde Sorge um sich – und ich kann es nicht daran hindern. Davon jedoch fühlt er sich bedroht.

Nun habe ich den sehr, sehr pragmatischen Vorschlag gemacht, dass, bis er seine Probleme angegangen ist, ich lieber gleich im anderen Zimmer schlafe. Werde ich nicht durchhalten, aber man kann es ja mal antesten. Rational die einzige Lösung.

Wir hatten also einen netten Abend mit Freund W., dessen Frau nahezu immer depressiv und / oder grippal ist, weswegen sie sich entschuldigen lässt; aber W., ein belesener Soft-Charmeur, ist, obwohl ich sie ein wenig vermisse, fast immer für einen sehr netten Abend beim Italiener zu haben. So auch heute. Dann gehen der Mann und ich nach Hause und verteilen uns nach meiner Ansage friedlich auf die Zimmer. Da kommt mir die Wohnung plötzlich viel größer vor. So, als sei eine WG, im hier stattfindenden Fall ja nur eine friedfertige Simulation derselben, also ein prototypisch gedachtes freundschaftlich-distanziertes Zusammenleben, irgendwie Platz sparender als all diese Räume und die Luft, die man verbraucht, um sich zu vereinigen, zu entzweien, zu versöhnen und und und.

Die Frage ist vielleicht ein bisschen absurd, weil sie den emotionalen Kern der Verhältnisse nicht unbedingt trifft. Irgendwie literarisch, wie die Hälfte meines Lebens sowieso.

5
Jan
2010

Krass

So langsam sehe ich mich überhaupt in der Lage...
Ein Himmel voller Geigen, aus deren Strichen Tränen zu tropfen begannen. Und viele kamen.


Ich dachte, das neue Jahr kann gut anfangen. Dann ein Telefongespräch mit meinem Vater. Und Sätze, die mich fast betäubten. Da war es wieder, was ich nahezu vergessen hatte: Dass jemand mich - mein Vater - in Grund und Boden demütigen kann.
Natürlich ohne es zu wollen er sagt ja nur was er sagen muss. Ein rücksichtsloses Schwein.

Ja, so schreibe ich nun zu Beginn des Jahres 2010 über meinen Vater, tief verletzt. Weiß, dass ich längst mein eigenes Leben in FFM lebe und hier geliebt werde: Mann, Tochter, Freunde habe. Eine Welt. Und dass ein alter, fast 80Jähriger, einsamer Sack kommen kann und mich so demütigen, wie er es früher konnte.

Alles Alte kommt hoch. Habe den Liebsten in "Das weiße Band" geschleppt, die Geister scheiden sich an diesem Film, aber ich fand die Atmosphäre, genau die, unter der ich einmal litt und nun wieder leide wie Tier.
Genau die richtige alte Wunde hat er erwischt und im Vorübergehen dran gekratzt. Ich kann doch nichts dafür, ich werde doch 80.

Ich könnte viel mehr darüber schreiben - und schreibe auch ständig, für mich. Irgend ein gütiges Schicksal hat dafür gesorgt - das meine ich jetzt Ernst - dass ich klug genug wurde, den ganzen Scheiß zu überleben. Dass ich die Sprache gefuden habe und irgendetwas anderes in mir, das mich vielleicht leben lässt.
Ich will leben können und dürfen. Immer wieder stehen mir die Tränen in den Augen, es ist so neu, es ist so ALT.

Und dann hast Du es mit einem fast 80Jährigen Deppen zu tun, der seinen runden Geburtstag plant, als schreie er auf einem ostpreußischen Gut seine Knechtschaft an, dann weißt Du nicht, wie Du ihn loswerden kannst, diesen Alten, weil er ja so alt ist und keine Freunde hat.

Du weißt nur, warum er keine hat. Aber Du bist seine Tochter.

8
Dez
2009

Na typisch

Kaum hatte ich den letzten Beitrag geschrieben und mir darin eine Angstfreiheit diagnostiziert - hatte ich in der Nacht von vorgestern auf gestern einen chaotischen, bedrängenden Albtraum. Sozusagen einen "Unklartraum": Ich wusste irgendwann im Träumen, dass ich nur träume, konnte es aber nicht abstellen - sodass ich im Traum "einsah", dass es kein Traum ist, sondern real. Mit dem Ergbenis, dass ich gestern den ganzen Tag rumeierte, immer noch bedrückt von dieser Vermischung der Nacht.

Dennoch möchte ich die Freude an mir selbst, die ich dieser Tage häufiger mal erlebe, noch nicht mal relativieren, geschweige denn zurücknehmen. Es handelt sich eben nicht um ein statisches "Nun bin ich stark und stabil für immer". Wieso auch? (Fast könnte man meinen, das würde langweilig.)

21
Nov
2009

Vordemokratie

Da ich gerade am " wissenschaftlichen Arbeiten" mal wieder Spaß gefunden habe, kommt mir eine Idee...
--- Wissenschaftliches Arbeiten, was immer das sei: Für mich bedeutete es, in der Intellekt-Wellness-Oase Deutsche Bibliothek zu sitzen, alle Bücher verfügbar zu haben, die ich brauche und will, zu schreiben ... Die DB ist architektonisch eines der absoluten Prachtstücke FFMs und dort zu produzieren ist eine unglaublich angenehme Erfahrung. Wissenschaftlich Arbeiten bedeutet für mich auch, dass eine heitere Klarheit im Hirn entsteht, Denken (können) beschwingt, im Ernst, Kluges zu lesen, beschwingt, fürwahr. ---

Nun die Idee: Mir wurde klar, dass in Mietwohnverhältnissen bisweilen ein extrem vordemokratischer Zug, etwas zutiefst Feudales liegt. Wenn da einer ein Haus geerbt hat und meint den dumpfen Bauern, die darin leben, in jeder Hinsicht überlegen zu sein, sich alles Herrische rausnehmen zu können.
Zum Glück leben wir in einer Demokratie. Es gibt Tage, da bin ich so waaaahnsinnig froh, dass ich in einem Land mit allgemeinem Recht und Rechtsmitteln lebe, obwohl das alles auch ungerecht ist, aber nicht völlig willkürlich.


Es gibt Menschen, die benehmen sich derart grausig, dass ich ihnen eine Abschiebung in den Iran wünsche. Und im Gegenzug nehme ich gerne alle klugen, gebeutelten Männer und vor allem Frauen aus dem Iran in meiner Nachbarschaft auf.
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Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

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Kontakt und Absicherung

Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

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ja, das ist die Frage
...mhmmm...wie hat denn nun dein neues Jahr begonnen?...
herbstfrau - 7. Mär, 17:48
take five....
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rosmarin - 16. Jan, 00:35
Diesen Beitrag
habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
wasserfrau - 13. Jan, 23:58
2012 - Zukunft revisited
Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
Eins ist klar
ich werde 2012 Tel Aviv sehen
wasserfrau - 7. Jan, 01:25

stat

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Zuletzt aktualisiert: 7. Mär, 17:48

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