grauschleier

30
Mrz
2006

Angstzabaione

Dieser schwarze kalte Stein in meinem Bauch am Morgen. Jeden Morgen .
Früh wach, damit ich den Stein so richtig ordentlich bemerken kann. Oder so was wie drei eiskalte rohe Eier, die langsam in mir fest werden. Angstzabaione.

Es ist ein typisches Angstgefühl, sehr marternd. Irgendwann wurde mir klar, dass es nicht nur mir bekannt ist. So fühlt sich Angst für viele an. Bei mir steht dieses Gefühl für eine unspezifische Angst – die Angst vor einem Leben, in dem nichts stimmt.

(Ha, lache ich mich in diesem Moment gerade selber an und aus. Was soll das heißen: Nichts stimmt? Und warum soll es so bleiben? Mit dem Leben kannst du jederzeit anfangen, einfach den Knoten lösen. Dennoch stehen mir Tränen in den Augen...)

Die deutliche Premiere dieser Art des Angstgefühls kann ich erinnern. Schwer vorzustellen, dass ich es zuvor in dieser Form nie hatte. Aber extrem stellte es sich mir vor in einem Zelt auf einem Ostseecampingplatz, vermutlich war das im Sommer 1997.
Wenig zuvor hatte ich einen Mann in mein Leben gelassen, der hieß Andreas. Ich begegnete ihm auf einer Versammlung, bei der ich eigentlich seinen „Vorgänger“ abholen wollte, eine Liebschaft, die desolat geworden war, aber noch nicht beendet. Er, der blonde Andreas, saß an einem der Versammlungstische und als er mich sah, ging eine enorme, eindeutige Bewegung durch sein Gesicht. In seinem Spiegel sah ich das überraschte Begehren, aber auch er gefiel mir gut, rein äußerlich. Es kam, wie es kommen musste – ich verabschiedete den anderen zügig und begann mit einem hübschen, burschikosen, ganz und gar verliebten Gärtner anzubändeln. Nach langjähriger Erfahrung mit schwer intellektuellen, komplizierten Männern, meinem eigentlichen Beuteschema, konnte es ruhig mal ein Nicht-Studierter sein.

Aber es stellte sich zügig raus, dass wir wirklich kaum eine Ebene miteinander hatten. Er war schon ein recht einfaches Gemüt, absolut. Dafür anhänglich, eifersüchtig, wild und anstrengend. Besprechen und klären ließ sich da nichts. In meinem ganzen Leben habe ich nicht so ausführliche Briefe geschrieben, um mich zu erklären, um Lösungen zu ringen. Völlig irre. Zwölf Seiten lange Briefe, die 250 km zurück legten, die im Alltag zwischen uns lagen. Briefe, mit denen er sich nicht auseinander zu setzen vermochte, er las die letzten zwei Zeilen, in denen Küsse und eine gewisse körperliche Trotz-alledem-Sehnsucht mitgeteilt wurde – und darauf berief er sich.

Dies alles wusste ich ganz am Anfang dieser peinigenden Liaison noch gar nicht, als wir in der Nähe von Laboe im Zelt lagen, kalt war es draußen und regnete im Juli, angeblich frisch verliebt starb ich in meinem Schlafsack fast vor Angst, Angst vor diesem unbekannten, harmlosen Tier neben mir, und der Tatsache etwas so offensichtlich Unstimmiges zu tun.

Das war 1997. Heute ist heute, aber eine sehr ähnliche Angst besucht mich. Die Lage ist viel weniger offensichtlich, obwohl sie damals es ja auch nicht unmittelbar war.

Wieso vermag ich es nicht, dieses Gefühl zu erhören – und endlich den oben erwähnten Knoten zu lösen?

20
Feb
2006

Das ekligste Gefühl

heißt glaube ich: Scham. Wer das erfunden hat?

12
Jan
2006

Besonders schlechte Tage

Heute habe ich mir überlegt, was wohl passieren würde, wenn ich in unseren diesen bescheuerten Gruppenkalender in dieser bescheuerten Firma zu irgendeinem halbnahen Zeitpunkt neben meinen Namen reinschreiben würde: Suizid.


Liebe Leser, nein das ist jetzt kein versteckter Hilferuf, versteckt ist er ja sowieso nicht, aber was ich nur sagen wollte: Ich habe das jetzt nicht notiert, damit jemand gleich ernsthaft in Sorge gerät. Die allerbesten Tage sind es halt auch mal wieder nicht: Ich stehe einfach neben mir und meinen Plänen.

20
Dez
2005

Zersplitterung

Nichts ist gut und alles zu schwierig. Kaum habe ich eine nette Idee, was ich mal angehen könnte - und sie vitalisiert mich für intensive Momente, wird dann doch wieder klar, dass die Energie und das Durchhaltevermögen fehlen, in dem ganzen zerissenen Schlamassel irgendetwas ernsthaft zu verfolgen.
Ich erwarte von Geistesblitzen, dass sie der große Wurf sind, vermag mich aber in Konsequenz für nichts so einzusetzen, als wäre es wirklich das Trumpf-AS.
Brauche ein Trumpf-AS, glaube an kein Trumpf-AS, blockiere mich selbst, lasse mich ablenken...

14
Dez
2005

Entleert mal wieder

Völlig. Ich bin nicht die einzige, auch andernorts hört man von dem Leiden unter dem Immergleichen. Monotonie, Ödness, Antriebslosigkeit. Gerne werden auch noch jahreszeitliche Gründe für Bindestrichdepressionen haftbar gemacht. Die kommen bei mir aber höchstens hinzu.
Hochtrabend, einerseits, nenne ich es Unterforderung, was man mir hier auf der Arbeit zumutet bzw. noch nicht mal zumutet.
Es geschieht mir, also geschieht nichts. Ich lese schnell im Internet wie schrecklich das ist und erst recht dafür sorgt, dass der Mensch sich nichts mehr zuzutrauen vermag. Fehler machen beim viel zu Einfachen. Verlust der Konzentration und des Feuers im Innern.
Man könnte wieder tausend Lebensratgeber lesen und man will nicht. Man sucht selbst die innere Richtschnur, den Mumm, Führung und Ziel.
Unter: http://www.flowlife.de/ erschreckend teure Angebote fürs Sinnstiften. Dann haben also auch die Reichen irgendwelche Glücksprobleme. Ich glaube, wenn ich Geld hätte, ich hätte die nicht.

3
Dez
2005

Dämon

Dämon, kleiner Dämon, du heißt Depression. Dich kenn ich, du Wichtel, bei diesem Wetter und diesem Grau, da hast du Hochsaison. Fühlst dich pudelwohl, wenn man das über einen wie dich sagen kann.
Ja ja, du, dich kenn ich. Du versucht mich davon los zu eisen, mich selber zu kennen. Ich stehe in Gefahr, mich zu verlieren, ohne bei dir etwas zu gewinnen. Vielleicht bist du ja ein Lehrmeister - und ich soll mich verlieren, um neu zu gewinnen, zu werden. Dich überwinden. Nicht wegschicken, sondern bestehen.
Ich muss dich jedenfalls im Auge behalten, sonst wirst du mir zu mächtig.

14
Nov
2005

Arbeitstragödieodersowas

R: Kam hier an, extra aus der Hauptstadt, wo sie unter der Woche die heranwachsende Tochter alleine lässt und sich lässt sie auch alleine, denn der Liebhaber ist natürlich in B. geblieben und scheint dort bester Dinge. R. sagte in den ersten Tagen, na, es ist schon schwer, aber wenn man eine so schöne Arbeit gefunden hat. Naiv, ätherisch. "Eine so schöne Arbeit"... In mir kochte ein schwarzes Stück Brikett, kein Ton kam über meine Lippen, obwohl es sich fast wie eine Frage anhörte, vielleicht. Dann war sie oft leidend, traurig, ich kenne das, keine schöne Arbeit, nirgends, never. Jetzt ist sie die zweite Woche krank, bleibt in B. - und hat da auch ein Pferd. Was ich nur erwähne, weil es ihr so wichtig ist.

PC: War hier kurz, schmerzend einsam, fühlte sich als Versager, gegenüber der abwesenden Familie und überhaupt. Eindeutig depressiv, wie hinter Watte, manchmal unfreiwillig agressiv, schrecklich, wenn man meint, man selbst sei am weitesten unten, dann doch vielleicht ein bisschen mit runter ziehen, irgend jemand anderen. "Glücklich war ich nur in den ersten Tagen, und in den allerletzten.[als er gekündigt war]". Er kam mir gar nicht glücklich vor, never ever, mit dem Glück hat er wenig Kontakt, er mag sich nicht, hier war es schlimmer als jemals, ich verstehe das. Er war dann gar nicht lange arbeitslos, obwohl über 50, jetzt hat er wieder einen Wochenendpendlerjob und manchmal ruft er aus Wuppertal an, dort sei alles besser - aber er klingt so verzweifelt wie immer.

T:: Auch ein Gestrandeter, der wegen dem Job hier her kam, und einiges hinter sich ließ, Wohnprojekt und Freundin. Zwar glaube ich, dass die, die was hinter sich lassen, das in dem Moment auch so wollen, Lösungen für Offenes und Fragliches einfach mal anderswo suchend. Dieses Anderswo hier ist aber das Abseits. T. trauerte oft, kämpfte etwas verbissen, Chefmelancholiker. Die neue Liebe zu K., der luftigen Frau, die ihn erheitern könnte, sollte, würde, hat das Melancholische nicht zu vertreiben vermocht. Jetzt haben sie beide den Arbeitgeber gewechselt, leben ganz jwd, ihm müsste es besser gehen, sie wollte da eigentlich nicht hin, aber auch nicht hier bleiben, kommt nur mir das alles so --- grau vor? Manche Tage sind besser, andere schlechter, die Grundstimmung auch bei diesen beiden jedenfalls nicht bezaubernd.

Ich: In vierzehn Minuten, wenn´s mal stimmt, kommt der Liebste mich abholen, dem mein Leid zu klagen ich mich sehne, die Unfreiheit des Leidens als Kommunikationszähigkeit jetzt schon fürchtend. Wenn er mir doch nur zu helfen wüsste mit flottem Wort und bunter Zuversicht. Bunt flatternd im Wind wie energische Wimpel, die von Hoffnung hörten. Die Freude wäre groß, aber auch die Wahrscheinlichkeit ist ein Flattermann, der wo anders weht, vielleicht ja nur.

Ganz neue Gefühle

Ja, seltsame neue Situation. Mehr Hoffnung, mehr Licht, neue Fragen und andere Desolation...

Der Liebste ist in der Stadt und vielleicht das allererste Mal wird das von mir ganz rein erlebt, vertrauensvoll und positiv. Ich wache morgens auf, in einem Zustand wahrer Bejahung.Als hätte ich nie gezweifelt, als müsste ich niemals zweifeln. (Kein) Geld scheint keine Rolle zu spielen und alter Groll auch nicht.

Umso schlimmer ist es - ich habe es drastisch im vorhergehenden Beitrag beschrieben - in diesem Büro zu sitzen. Eine Öde und seltsame Sinnverlorenenstimmung, von der mir richtig gehend schwindlig wird. Dummerweise ist Geschriebenes mit dem Thema Langeweile selbst zutiefst langweilig.

Jeglicher Leser schlirt dabei sicherlich gleich in diese nebligen Ödnisschwaden, in denen sich mein Hirn demnächst untergehend, strudelnd ganz verfangen hat.

Ich will nicht weiter, nicht vorwärts, nicht seitwärts, nur weg.

0Acht15

Es geht nicht, es geht einfach nicht mehr. Ich kann diesen Job nicht mehr länger machen, keinen Tag länger. Doch ein paar Tage schon, um ihn abzuwickeln, aber ich muss ihn abwickeln. Meine Motivation ist bei absolut nullkommanull.

Es ist furchtbar quälend, zu merken, dass GAR NICHTS MEHR geht. Es kommt mir so absurd vor, zum Hörer zu greifen und diese bescheuerten Termine zu machen. Ich habe niemandem etwas zu sagen, ich will niemandem etwas sagen, es wartet niemand auf mich und meine Motivation liegt bei Nullkommanull.

Es kann nicht sein, dass das Leben dermaßen langweilig ist. Lesen. Denken. Überlegen. Es scheint alles egal. Erfindungen von zweifelhafter Relevanz, Erfindungen, die sich in der Einsamkeit gut vergessen lassen. Das starke Ich, das produktive Ich, das schöpferische Ich, das kreative Ich. Ich bin allein und unbemerkt und beschämt über die absolute Nichtigkeit.

Nichts ist öder als der Blick hier aus dem Fester. Ein netter Ausblick, doch immer gleich, heute im Nebel, weiße Lacktür, einziger Indikator von Veränderungen, heute: zu. Zu geblieben, ganztägig. Heute passiert nichts, rein überhaupt gar nichts. Die Schulter schmerzt wie seit Wochen, Ängste kriechen hoch, auch die kenne ich in und auswendig, alte Bekannte, Langweiler.

8
Nov
2005

Zimmer mit Aussicht

Manchmal möchte ich etwas spüren, das ich nicht selbst inszeniert habe.
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Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

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Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

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habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
wasserfrau - 13. Jan, 23:58
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Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
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wasserfrau - 7. Jan, 01:25

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