3
Apr
2006

Ich bin nicht schuld!

Ein schwieriger Tag mit den gesamten Zumutungen der „Realität“. Dreimal hinter einander sollte ich Funny van Dannen hören über die Freunde derselben. Aber man kommt ja zu nix.
Tausend Gedanken schwirr(t)en mir durch den Kopf heute, alles glorreiche Erstgeborene, zu denen es dann doch nicht kam. Vielleicht haben „wir“ – wer ist das denn bitte – ja ein demografisches Denkproblem. So wie die Dinge stehen, fressen die Altvorderen die Gedankenproduktion auf, für Kontemplation ist kein Platz.
Und ich merke es, ich kann die Gedanken dieses Tages nicht mehr gebären. Schade eigentlich. Sehr schade.

2
Apr
2006

Ehre und Freude (u.a.)

Tante Emma hat meinen Blog zu ihrer dieswöchentlichen Pausenlektüre erhoben.
Prompt vermute ich, dass mir in der Woche nichts Vernünftiges zu Schreiben einfällt.
Heute habe ich versucht dem inneren Tauchgang meiner Seele zu folgen, das war aber auch sehr anstrengend. Beim mißglückten Trostschnitzelessen - das Schnitzel lag groß, hauchdünn und verführerisch auf meinem Teller und schmeckte doch hervorragend nach gar nichts, dazu sprach mich die Kellnerin mit "meine Dame" an, was zwar nichts mit mir zu tun hatte, aber meine Lebenslust nicht steigerte - dachte ich nicht, sondern es erschien mir mal wieder: Eine Idee, die hübsch ein paar Jahre alt ist. Am liebsten, am besten wäre es in einer Berliner WG, am besten von mir aus mit Hartz vier und ein bisschen was dazu - und dann schreiben. Frei sein und entdecken. Und dann -ach!- diese vielen Verpflichtungen, Wohnungen, Menschen, all das, was ich nicht wüsste, wie ich es loswürde und ob ich es loshaben will und kann. Auf die Flexibilität eines nahezu untrennbaren Manns gebe ich keinen Pfifferling mehr.
Ich war ja schon vor dem Trostschnitzelversuch untröstlich und danach auch.

1
Apr
2006

Schwieriges Samstag-Thema

Die Suizid-Statistiken zeigen, dass deutlich mehr Frauen Selbstmordversuche begehen als Männer. Aber auch: Dass deutlich mehr Männer durch Selbstmord sterben als Frauen. Beide Befunde zusammen genommen heißt das natürlich, dass der Prozentsatz „geglückter“ Suizide bei Männern sehr erheblich höher ist als bei Frauen.
Was kann das nur bedeuten? Ich habe nicht bibliothekenweise die gesamte Fachliteratur studiert. Ich habe mich nur im Internet umgeschaut. Da ist man(n?) sehr vorsichtig. Meine erste Assoziation: Das Weib, das theatralische Wesen, das eben gerne mal so tut als ob – die kommt da nicht vor. Kein Grund, feministischen Schaum vor den Mund zu kriegen, überhaupt nicht. Eher noch wird angenommen, dass Frauen es mit dem Töten in harter Form nicht so haben, sie können keine Pistolen gegen andere und auch nicht gegen sich richten, sie greifen immer nur zu diesen Tabletten, das geht halt häufig schief.
Oder: da wo von dem „Apell-Suizid-Versuch“ gesprochen wird, da wohnt dem eine interpretierte kommunikative Suche inne: Seht her, mir geht´s wahrhaftig dreckig und ich weiß es nur noch so auszudrücken. Und Frauen sind halt nun mal kommunikativer.
Vielleicht trauen sie sich auch eher ins Zwischenreich, ins Graue des risikohaften Mitteilens, ins Fallenlassen in Welten zwischen hier und dort. Schwäche zeigen.
Männer sind dazu verurteilt, Schwäche zu hassen und nicht zeigen zu können. Und wenn kein Ausweg mehr scheint, muss wenigstens der gelingen. H., ein unglücklicher Freund, dessen Unglück beizuwohnen ich irgendwann nicht mehr aushielt, sagte: “Ich bin sogar zu blöd, mich umzubringen.“
Absurderweise beneide ich oft die Männer, weil ich meine, sie hätten es mit ihrer digitalen, enggestrickten Art leichter. Dieses Verdrängen-Können! Diese Festigkeit im Panzer!
Und dann weiß ich doch, dass die Melancholie eine Frau ist, und damit ein zutiefst weibliches Lebenkönnen am End... und dass wir es alle nicht leicht haben.

31
Mrz
2006

Die Ideen

Nichts ist so wie es scheint.
Manchmal ist alles ganz anders.
Über den Tellerrand schauend den Geistesblitz aus dem Augenwinkel erhaschend.
Nur gegen eines verwahre ich mich: Die Dinge sind nicht "besser" als gedacht. Als Chef-Melancholikerin verwahre ich mich nun wirklich dagegen.
Aber sie sind anders. Manchmal.
Und dadurch schon bemerkenswert.

30
Mrz
2006

Angstzabaione

Dieser schwarze kalte Stein in meinem Bauch am Morgen. Jeden Morgen .
Früh wach, damit ich den Stein so richtig ordentlich bemerken kann. Oder so was wie drei eiskalte rohe Eier, die langsam in mir fest werden. Angstzabaione.

Es ist ein typisches Angstgefühl, sehr marternd. Irgendwann wurde mir klar, dass es nicht nur mir bekannt ist. So fühlt sich Angst für viele an. Bei mir steht dieses Gefühl für eine unspezifische Angst – die Angst vor einem Leben, in dem nichts stimmt.

(Ha, lache ich mich in diesem Moment gerade selber an und aus. Was soll das heißen: Nichts stimmt? Und warum soll es so bleiben? Mit dem Leben kannst du jederzeit anfangen, einfach den Knoten lösen. Dennoch stehen mir Tränen in den Augen...)

Die deutliche Premiere dieser Art des Angstgefühls kann ich erinnern. Schwer vorzustellen, dass ich es zuvor in dieser Form nie hatte. Aber extrem stellte es sich mir vor in einem Zelt auf einem Ostseecampingplatz, vermutlich war das im Sommer 1997.
Wenig zuvor hatte ich einen Mann in mein Leben gelassen, der hieß Andreas. Ich begegnete ihm auf einer Versammlung, bei der ich eigentlich seinen „Vorgänger“ abholen wollte, eine Liebschaft, die desolat geworden war, aber noch nicht beendet. Er, der blonde Andreas, saß an einem der Versammlungstische und als er mich sah, ging eine enorme, eindeutige Bewegung durch sein Gesicht. In seinem Spiegel sah ich das überraschte Begehren, aber auch er gefiel mir gut, rein äußerlich. Es kam, wie es kommen musste – ich verabschiedete den anderen zügig und begann mit einem hübschen, burschikosen, ganz und gar verliebten Gärtner anzubändeln. Nach langjähriger Erfahrung mit schwer intellektuellen, komplizierten Männern, meinem eigentlichen Beuteschema, konnte es ruhig mal ein Nicht-Studierter sein.

Aber es stellte sich zügig raus, dass wir wirklich kaum eine Ebene miteinander hatten. Er war schon ein recht einfaches Gemüt, absolut. Dafür anhänglich, eifersüchtig, wild und anstrengend. Besprechen und klären ließ sich da nichts. In meinem ganzen Leben habe ich nicht so ausführliche Briefe geschrieben, um mich zu erklären, um Lösungen zu ringen. Völlig irre. Zwölf Seiten lange Briefe, die 250 km zurück legten, die im Alltag zwischen uns lagen. Briefe, mit denen er sich nicht auseinander zu setzen vermochte, er las die letzten zwei Zeilen, in denen Küsse und eine gewisse körperliche Trotz-alledem-Sehnsucht mitgeteilt wurde – und darauf berief er sich.

Dies alles wusste ich ganz am Anfang dieser peinigenden Liaison noch gar nicht, als wir in der Nähe von Laboe im Zelt lagen, kalt war es draußen und regnete im Juli, angeblich frisch verliebt starb ich in meinem Schlafsack fast vor Angst, Angst vor diesem unbekannten, harmlosen Tier neben mir, und der Tatsache etwas so offensichtlich Unstimmiges zu tun.

Das war 1997. Heute ist heute, aber eine sehr ähnliche Angst besucht mich. Die Lage ist viel weniger offensichtlich, obwohl sie damals es ja auch nicht unmittelbar war.

Wieso vermag ich es nicht, dieses Gefühl zu erhören – und endlich den oben erwähnten Knoten zu lösen?
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Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

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Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

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...mhmmm...wie hat denn nun dein neues Jahr begonnen?...
herbstfrau - 7. Mär, 17:48
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habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
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Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
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wasserfrau - 7. Jan, 01:25

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Zuletzt aktualisiert: 7. Mär, 17:48

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