1
Nov
2006

Elementar

Im Herbststurm stehend mit der ersten Zigarette des Bürotages, war mir als sei ich ein chemisches Element.
Das heißt: Individuell und in mir bestimmt aber ohne Grenze und Ich. Verbunden in Kombinationen, Synthesen, Reaktionen. Selbst im Anderen, selbst im anderen selbst, im Selbst anders selbst.
Am Schreibtisch sitzend, vorm Fenster der Herbst - und heute mal wieder sehr nikotinsüchtig - ist mir als wäre ich gerne ein chemisches Element.

31
Okt
2006

Allerheiligen steht vor der Tür

...vor meiner nicht mehr. Flink wie ich bin, habe ich die Traurigkeit, das Stigma des Winters, der Licht als Kerze kennt, die das Dunkel erhellt in ganz kleinem Kreis und es spüren lässt im großen außenrum, schon mal reingelassen. Beim Wort "Winterreifen" kullerten die Tränen, die schon bereit lagen, kullerten, ganz natürlich und leise und unspektakulär.

In diesem Wort liegt viel Geschichte und Symbol und die Stimmung war schon seit Stunden oder Tagen so winterbereift geworden, dass es an diesem Wort nicht lag, sondern es erzählte eine ganze Geschichte, lang und langsam, heimelig und nur ein klein wenig verstörend, denn die Tränen waren bereit, fast krankenschwesterhaft jede Verstörung gleich zu lindern, zu verdünnen, zu vermengen mit einem Außen zwischen Trost und Frage.

26
Okt
2006

Flucht

Ja, man soll flüchten. Dann, wenn wirklich existentiell etwas auf dem Spiel steht. Die Beine soll man in die Hand nehmen und rennen, so schnell man kann. Dann - wenn der Sinn der Flucht eines und genau eines ist, zu entrinnen. Danach in Sicherheit...

Schwierig ist die Flucht, wenn einem die Decke des Lebens, der Himmel auf den Kopf fällt - und man die Situation bessern will durch Flucht. Das ist das Regen-Traufe-Spiel. Das Ungeklärte nimmt man mit und ist danach im unkenntlichen Nirgendwo. Vertrauen in den Weg und Idee eines Ziels, Vorstellung einer offenen Weite, die man beleben wird, sind nötig, um Unstimmiges heilen zu können. Das Scheiden muss Ent-scheidung sein.

PcPsycho

Manchmal passieren beim Arbeiten am PC so seltsame Dinge - verstärkt durch die Produktionen aus dem Internet - dass ich bei schlirrender Unaufmerksamkeit es irgendwie auf mich beziehe, kurz.

Das kennt jede/r, oder?

Ich frage mich, ob Menschen mit psychotischen Störungen überhaupt am PC oder gar im Netz arbeiten können, ohne, dass es sie arg anhebt. Oder ist die Maschine und selbst die "Information" immer noch ungefährlicher (zur Verwirrung beizutragen), als der andere Mensch?

...

"Könnten wir die geheime Geschichte unserer Feinde lesen,
dürften wir im Leben eines jedes einzelnen soviel soviel
Schmerz und Trauer finden, dass dies unsere Feindseligkeit
entwaffnen würde."

-- Henry Wadsworth Longfellow


(Beziehungsweise, die, die uns als Autoritäten Angst machen, sehen in dieser Überlegung, an die ich sicher glaube, nicht selbstbewusst sondern unsicher und wacklig aus.)

25
Okt
2006

Erlaubnis, klein und groß zu sein

Ich saß im schicken Auto auf einer Dienstfahrt bei herrlicher Oktobersonne, und so kann es einem fast gut gehen oder sogar ganz. Und da hörte ich im Radio wohl Bayern2, denn dort drunten im Wald, da ist schon fast Bayern, das hier dann Franken heißt und anders ist und sympathisch wohl meist.
Bayern 2, eine schöne Frauenstimme sprach einen Text, Thema war ?, irgendetwas mit menschlichem Erfindungsgeist oder so, was ihn, den Menschen, zuallererst von den Tieren unterscheide. Zuallerst. Nein, zuallererst unterscheide ihn jenes nackt (ohne Fell) und auf nur zwei Beinen wackelig auf der Erde rum zu tappsen. Und so sei das mulmige Gefühl ihm mitgegeben diesem kleinen Menschlein, das wir alle sind, das sich mancherlei hat einfallen lassen, um seine Sicherheit zu finden („vom regenabweisenden Anorak bis zur Lebensversicherung“) und das sich umso mehr das Bewusstsein der Unsicherheit zugezogen hat. Balanciert und erfindet und bewältigt … Und dabei bleibt: Menschsein heißt, neben allem anderen, das mulmige Gefühl als Wegbegleiter zu haben.

Dieser Text war kein Lamento und nicht pfaffenhaft, er war schön formuliert und schön gesprochen. Er hatte einen so grundsätzlich liebevollen, achtungsvollen Blick auf dieses kleine allgemeine Menschlein, das ja auch die Autorin und die Sprecherin sind. Mit wurde warm und frei ums Herz.
Diese Einladung, das mulmige Gefühl als zu uns gehörend zu integrieren und darin geradezu eine liebevolle Idee des Zusammengehörens dieser wackligen Menschheit zu sehen, diese Einladung, das Glück zu suchen, ohne jemals tough sein zu müssen.
Das tat mir unendlich gut – während die Oktoberblätter mit ihren Farben lächelten dort droben in den Bergen und ich das dicke Auto um die Kurven schob wie eine dynamische Raumkapsel. In meinem Herzen lächelte es auch.

23
Okt
2006

Meine Hand

(Für und gegen? N.)

Wenn ich dich liebe
bedingungslos, wie ich es bei dir tue,
alles nehme, was kommt, vielleicht mehr als ich mir von mir selbst aus vorgestellt habe...
an bedingungslosem Lieben von anderem, nicht mich-ich,
sondern du...
ganz du werde,
dann:
merke ich den Moment ganz stark, wo ich dir diese Hand,
die für all dies steht...
entgegenstrecke.

Und dann habe ich mich überschritten.
Wenn diese, meine Hand, nicht genommen wird.
nicht gehalten wird.

Dann:
fuchtelt sie in der Leere rum,
ganz ungeliebt.

Und dann will diese verschmähte Hand wieder bei mir sein,
sie hat sich über die Grenzen nach draußen gewagt,
ins Fremde,
und ein Zuhause ist ihr lieber.

Diese Hand, die lieben wollte
und einen Schatz finden wollte,
geht dann ein wenig demütig heim,
wie Kinder, die ausgerissen waren
und das Paradies nicht fanden.
Ein wenig beschämt in diesem Moment.

(Wohlwissend, dass Zuhause kein Paradies war,
aber dass dann doch Zuhause Zuhause ist.)

Und da liegt sie die kleine Hand,
wiedergekommen im Zuhause,
erschöpft.

Das Liebenwollen hat sie überlebt!

Sie schält sich dann in sich selbst,
reckt sich
und fragt:
Was soll aus mir noch werden?

Fernstenliebe

...über diesen Begriff denke ich seit Tagen nach, weil ich das erste Mal eine Vorstellung davon bekomme.
logo

waschmaschine

Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Kontakt und Absicherung

Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

Aktuelle Beiträge

ja, das ist die Frage
...mhmmm...wie hat denn nun dein neues Jahr begonnen?...
herbstfrau - 7. Mär, 17:48
take five....
take five....
rosmarin - 16. Jan, 00:35
Diesen Beitrag
habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
wasserfrau - 13. Jan, 23:58
2012 - Zukunft revisited
Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
Eins ist klar
ich werde 2012 Tel Aviv sehen
wasserfrau - 7. Jan, 01:25

stat

Zum Glück gibt´s Bücher


Per Olov Enquist
Ein anderes Leben


Julia Franck
Die Mittagsfrau

Wer guckt?

Suche

 

Status

Online seit 7193 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 7. Mär, 17:48

Credits


Buntwaesche
Frischwasser
grauschleier
Im Prinzip
Kochwaesche
Schleudern
Schmutzwaesche
Schonwaschgang
Spuelen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren