20
Jun
2006

Einzelgang

Ja, in der Tat, ich gehe im Einzelgang (und das noch schleppend, weil die Archillessehne spinnt). Den ganzen Tag bin ich nicht sehr freiwillig unter Menschen und außen rum muss ich mich dann unbedingt mit mir selbst unterhalten und beschwichtigen.

Ich habe wenig Zeit für andere, ich verschließe mich. Die Hartnäckigsten sind dann die, die ihre Probleme bei mir ausschütten wollen, die immer dann auftauchen, wenn die Krise sie schüttelt, die alles tun und haben wollen, nur um ihre Krise nicht spüren zu müssen, höchstselbst. Da mache ich nicht mehr mit. Denn ich will mit meiner Krise zusammen sein, ernsthaft, und manchmal auch mit einem Schmunzeln.

Man bräuchte eine Tarnkappe, denn jetzt sehe ich mich genötigt, mit Kollegen Fußball zu schauen, anstatt hübsch allein beim Stammgriechen. Allein unter Menschen.

Die Zeit der Wiederöffnung wird schon kommen. (Eigentlich bin ich ganz umgänglich...?!?)

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siam - 20. Jun, 18:50

genieß den Einzelgang und mach dir keine Vorwürfe oder Dergleichen. Klar kommt die Wiederöffnung. Ich werf dir ein paar Windblümchen rüber mit Sonne.

wasserfrau - 20. Jun, 19:54

Liebe siam, vielen Dank für deinen Zuspruch. Denn eigentlich fühle ich mich ganz wohl mit mir. Und dem Einzelgang. Aber du hast es perfekt gespürt: Fast sowas wie einschlechtes Gewissen habe ich, dass das nicht normal ist. Schließlich sind wir ja "alle" sowas von ständig extrovertiert. Und gerade bei so ner Betriebsmeierei...

Eskorte fragile - 20. Jun, 22:03

ach... der einzelgang ist eine gute sache. oft hab ich überlegt, ob es denn wirklich so etwas wie einzelgang gibt, oder ob es einem einfach nur so vorkommt. vermutlich ist beides richtig.
ich kriege z. b. bei mehreren stunden (freizeit) unter mehr als noch einem mitmenschen echt eine krise. zu viel luftbewegung, die mich streift, mich nicht auslässt, mich fordert, mich zu äußern, mich zu beteiligen....
wasserfrau - 20. Jun, 23:24

Genau, wie du es beschreibst, eskorte, geht es mir auch:-))
Teilweise bin ich auch so dünnhäutig geworden für die Anforderungen der Anderen, für deren Bedürfnisse und...Manipulationen.
Da ich das spüre und doch nicht kann, muss ich dem aus dem Weg gehen ... und will.
Das klingt sehr selbstgefällig, aber die altruistischen Selbstgefälligkeiten habe ich wenigstens hinter mir gelassen.
Doch, der Einzelgang ist möglich. Aber beständig in der Auseinandersetzung. Paradoxerweise.

Eskorte fragile - 21. Jun, 09:01

anforderungen - ja.
es gibt da so kleine, feine unterschiede, die es ausmachen, ob ich es eine weile aushalte oder nicht. es gibt eine art "natürliches" miteinander, das ich sehr schätze, bei dem das, was einer fordert, so kommt, dass es eben schön ist, wenn man die geforderte aufmerksamkeit bekommt, dass es aber auch nur halb so wild ist, wenn nicht. da gibt gar kein problem für mich. alles ist, wie es ist und wird das, was es eben wird. wenn die konkreten vorstellungen fehlen, was da genau zu geschehen hat.
und dann gibts da noch die zeitgenossen, die ein "ganz besonderes recht" zu forderungen haben. sie wurden sozusagen damit geboren und scheuen auch nicht davor zurück, zu allen möglichen mitteln zu greifen, um es zu kriegen (mit vorliebe arbeiten sie da mit schuld).
selbstgefällig, nein, ich finde, es klingt nicht selbstgefällig. aber das liegt vielleicht daran, dass man mir das ohnehin nachwirft :-)
altruismus ist eine gute sache. allerdings hat es für mein verständnis nichts damit zu tun, dass man sich stundenlang ungebeten beseiern lassen muss.
immerhin heißt es ja auch "liebe deinen nächsten WIE dich selbst" und nicht "mehr, als dich selbst". und so steht für mich das bedürfnis eines anderen NEBEN meinem und ist gleichermaßen gültig. die entscheidung geht zu seinen gunsten, wenn ich mir damit keinen schaden zufüge, ansonsten nicht.
auseinandersetzung.... eine weile gibts die. bis man sich ganz aus dem spiel zurück zieht und überhaupt nix mehr damit zu tun hat, was andere leut sich so an einem tun. und DAS klingt nun wirklich selbstgefällig :-) ist im grunde aber nichts weiter, als eine recht neutrale einstellung zu den dingen, die einen da überfallen und dazu noch pragmatisch. man stellt dann irgendwann fest, dass es piepegal ist, wenn man einfach nur man selber ist, dass es keinen unterschied macht, ob man "ja" sagt oder "nein", damit menschen einen gern haben können, denn in den meisten fällen ist es nix, wobei es um wirkliche nöte geht (so dass man sich selbst noch unterlassene hilfeleistung nachwerfen muss).
das sind so schacher-geschichten über liebesbedingungen (wobei lieben im weitestmöglichen rahmen zu sehen ist), die nur funktionieren, wenn mans mit sich machen lässt :-)
wasserfrau - 22. Jun, 15:40

Danke für deinen ausführlichen Kommentar:-))
Wichtig ist auch der Hinweis, dass sich eigentlich nichts ändert, wenn man nein sagt - denn da bin ich vermutlich auch so ne kleine wurscht, die dann doch Angst hat vor Abweisung, obwohl die Art der Zuwendung so toll gar nicht ist.
Es ändert sich also nichts, im Prinzip ändert sich aber auch nichts im Guten: Mit jedem hingenommenen NEIN der fordernden Seite, beginnt diese das Spiel von vorne. So geht es mir jedenfalls mit einer Kollegin, die wirklich fast auserwählt war, Freundin zu werden. Aber sie klammert und manipuliert und verstärkt den Einsatz, das ist dann wirklich nicht zum Aushalten.

Immerhin lerne ich das Nein sagen. Es hört sich schon sehr klar und deutlich an.

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