15
Jun
2006

Ein wirklicher Wassertag

Es zieht ein Gewitter auf, nun: eben gerade ist es angekommen und heftig prasselt der Regen, stürmisch, energisch, entlastend. Das passt mir gut heute, ich mag Gewitter, spätestens seit den Gewitterhimmeln der Rhön.
Ein Tag voller Wasser. Ich habe viel Wasser getrunken, mich durchgespült, und Alkohol – den ich manchmal behandle, wie einen harmlosen lieben Freund – macht mich gerade sehr misstrauisch. Das ist gut so. Lange in der Wanne, das Wasser von außen, überall verteilt und gespürt. Haare im Wasser, feuchtwarm danach.
Und dann die Tränen, großzügig verströmt, die ich lange nachspürte. Die Tränen, als ich mit dem Manne telefonierte und er meine melancholia mal wieder nicht verstand und wegbabbeln wollte, aber deswegen habe ich nicht geweint, dafür ein erstaunlich tiefes Akzeptieren derzeit, es ist wie es ist. Tränen, als er sagte, er gehe mit solchen Traurigkeiten so um, dass er sie „abwarte“, bis die Wunden geleckt seien. Sagt er, meine Worte wären, ausheilen, Zeit und Ruhe dafür haben, alle Zeit der Welt für eine ruhige Bekanntschaft mit dem Schmerz. Und da kamen die Tränen, weil ich diese Zeit nicht kenne, ins blöde Büro muss, und fröhlich tun, wenn mir nicht fröhlich ist, und wenn ich noch nicht mal was tun will. Und die anderen Verpflichtungen, Zeitkorsett, und die Tränen rannen, weil ich so wenig bei mir sein kann.
Verständige Tränen, verständiger Tag, wohltuendes Gewitter, lehrreiches Akzeptieren des Schmerzes.
Nein, keine Ablenkungsmanöver. Mehr Wasser, bitte.

Schwer erträglich

Das Telefon klingelt. Ich befürchte und erwarte eventuell einen gewissen Anruf, befürchte und erwarte aber nicht wirklich.
Die Nummer ist unterdrückt.
Es ist einer dran, den ich vor fast eineinhalb Jahren an einem Abend, meinem letzten Abend, auf La Palma traf. Wir verbrachten diesen Abend gemeinsam, es wurde einiges getrunken. Dann trennten sich unsere Wege. Damals schon war ich asexuell geworden bei solchen Begegnungen, zum Glück.
Danach rief er einige Mal an und ich merkte immer mehr, dass er einen ziemlichen Knacks weg hat. Vermutlich Alkoholismus, vermutlich noch so einiges anderes, vermutlich, ich weiß es nicht.
Die Anrufe hörten irgendwann auf, kürzlich jedoch war er auf dem AB, jetzt direkt in der Leitung.
Gestört, bedürftig, hektisch lachend (Alkohol?!), ich: in meiner improvisierten Stimmung, tiefe Melancholie in Weltverstehen um zu deuten, unfähig, irgendetwas anderes als Abwehr, äußerste Abwehr zu empfinden.
Ich habe ihn unter fadenscheinigen Vorwänden aus der Leitung geworfen. Ich fühle mich jetzt komisch, noch komischer als vorher.

Spirale, Glück, Frieden

Auf dem Heimweg - ja, vom Biergartenfussballspiel, aber das ist nun die pure Äußerlich-Erinnerlich-Keit, da kam mir das Gefühl von Heimat: Nicht im Raum, sondern in der Zeit.
Ein gleiches Gefühl wie vor, sagen wir mal: 7 Jahren, vielleicht doch dieser ominöse Zyklus. Und froh bei mir.
Wieviel habe ich gemacht in diesem Abstand, probiert, rotiert. Das alles habe ich gewonnen. Die Zeit damals war schmerzhaft und suchend so wie jetzt.
Aber ich freue mich.
Dass ich mein Muster und meine Aufgabe wiederfinde, in der gestrudelten, gelebten Zeit.
Neu bin. Und alt. Im Nicht-Weiter-Kommen Zuhause.
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