20
Feb
2006

Das ekligste Gefühl

heißt glaube ich: Scham. Wer das erfunden hat?

19
Feb
2006

Wochenendzauber

Das Wochenende neigt sich eindeutig dem Ende zu. Ich bin positiv überrascht wie viele kleine Wunder es mir zu schenken wusste.
Denn beschwerlich war die Aufgabenstellung: Ein Berg ungelöster Probleme umschwärmte mich und drohte mit erneuter und weiterer Auflösung des porösen Selbst. Ein wenig Klarheit war geschaffen, aber nicht genug – andererseits kamen neue Unwetter dazu, die vielleicht auch für Klarheit sorgen, aber erst mal den Zustand der Umwölkung annahmen. Letzteres privat: Es war klar, ich würde das Wochenende alleine überstehen müssen /dürfen, als überstünde ich nicht schon die Woche so grausam alleine...
Freitag Abend durch die Stadt gewandert bis zur Tapas-Bar, dort nahm ich lecker überbackene Artischocken und Rotwein ein, und schlich mich heimlich in andern Leuts Gespräche. Samstag morgen trieb es mich überraschend früh aus dem Haus, die Notwendigkeit war klar: Ich hatte das Auto abgestellt, wo zu verhindern war, dass ein fieser Zettel an ihm hängen würde, der weitere unnütze Ausgaben verursachen könnte. Überraschend waren Lust und Kraft, aus dem Haus zu stürmen. Bodenlos fast, dass es nur einen Grund geben konnte, die ersten Anflüge von Luft und Licht wie Frühling in dieser Stadt.
Ich wusste, ich musste fahren bald, die enge Hütte verlassen, das Trauma der Alleingelassenen in der Hütte. Das Wetter spielte halbwegs mit am Samstag, wenn auch etwas durchwachsen, aber es war verglichen mit allem, was man hier in den letzten Wochen durchmachte, mild! Wichtig war hauptsächlich, das Bundesland zu wechseln und so fuhr ich durch Sachsen-Anhalt – ohne rechtes Ziel. Ursprünglich hieß das Ziel Dessau, aber über Dessau, so hörte ich im Radio hing Rauch und Asche und es brannte die Plaste. Dessau soll ja schön sein, aber nicht an diesem Samstag, ich bog ab zur Elbe, es wurde insgesamt eher wolken- als ascheverhangen, ich fand meinen Ort zu Rasten nicht. Nachdem ich schon beinahe wieder aufgegeben hätte, fand ich mein Ziel und ein kleines Zimmerchen in Naumburg an der Saale, phh, dachte ich, biste verrückt, ein Hotelzimmer ne knappe Stunde vor der eigenen Wohnung. Ich fand mich komisch, aber als ich nach einem Tag fast ohne Essen in der Kneipe ein Schnitzel zu mir nahm, merkte ich, wie sehr ich – fast schon unterzuckert – zitterte, und wie sehr gut mir meine Entscheidung tat. Ich hatte Lust auf Alkohol auf dem Zimmer und gar nichts dabei, auch keinen Öffner, aber zum Glück gab’s eine Falsche Rotkäppchensekt überteuert zu kaufen. Und einen Fernseher auf dem Zimmer. Das ansonsten nach kaltem Rauch stank von Anfang an, was ich fies fand. Nun, ich rauche selbst, und soviel war klar, hier kann man es tun ohne schlechtes Gewissen, aber eigentlich liebe ich Hotelzimmer, in denen wundervolle Gerüche von Frischheit aufsteigen. Das leider konnte man sich hier abschminken. Aber Sekt trinken und rauchen und ein bisschen TV. Ich versteh´s ja auch nicht, wie seltsam obergeil entspannend ich das Erlebnis des Fernsehens in Hotelzimmern finde. Weil ich keinen Fernseher habe, manchmal frage ich mich schon, ob mein Leben nicht eine entscheidende Entspannung durch Alltagsfernsehen bekäme. Keine Ahnung, ich lebe schon so lange ohne und fand es immer pervers...
Obergeil finde ich es auch, morgens Frühstück gemacht zu bekommen, zahlender Gast zu sein, dem alles hingestellt wird. Dies sind alles keine Erlebnisse mehr, für deren Qualität ich einen Begleiter brauche, fast im Gegenteil. Auf den Genuss der Situation kann ich mich besser alleine konzentrieren.
Aber es kam noch besser. Ich strich durch Naumburg, nachdem ich die Rechnung für die Übernachtung in der Herberge beglichen hatte, und machte verzwickte Umwege mit Absicht bis ich am Dom war. Wegen Uta ist der unbedingt zu besichtigen, aber es ging nicht um halb elf, es war Gottesdienst in der angeschlossenen Nachbarkirche, man hörte samtig Orgel und Singen und manchmal nicht viel. Dom-Besichtigung Sonntags erst ab 12. Bis 16. Aber vielleicht ist auch die Wirkung eines solchen Dombaus von außen viel eindrücklicher. Die imposanten und doch irgendwie Geborgenheit stiftenden Turmspitzen staken in einen mittlerweile sehr sehr blauen Himmel, Frühling eindeutig, und ein Gefühl erstaunten Glücks. Wenn ich schon nicht unmittelbar anfangen konnte an Gott zu glauben, so glaubte ich doch plötzlich den Menschen, die es tun. Die Domkulisse von Naumburg hatte eine eindrückliche Wirkung von Schutz, Stolz und Imposanz auf mich – und das alles auf einmal und schillernd stark in den blauen Himmel hinein. Begehbar auch bei Besichtigungssperre der Kreuzgang. Den ging ich viele Male ab, und auf einmal war es so klar, was dieses Gehen im Kreis – der ein altehrwürdiges Viereck ist, in Wirklichkeit, achtsam und bewusst bewirkt. Ich spürte eine ehrfürchtige Freude und Ruhe.
(Der Tag ging ja noch weiter, und gut, aber das muss jetzt erst mal reichen: Vielleicht demnächst mehr. Ich spüre noch den Genuss des Wochenendes, die herrliche Luft, ich habe Lust auf Schnitzel, auf Genuss und Geborgenheit – aber morgen wird das Wetter schlecht, so hört man und ich muss wieder dem Alltag ins Gesicht sehen. Und dennoch bin ich froh, sehr froh und kann Naumburg an der Saale nur wärmstens empfehlen, jedenfalls bei gutem Wetter und mit Rotkäppchensekt, trocken.)

Berlin-Moskau

In 83 Tagen zu Fuß...
Es ist fast schwer, so als Frau, sich nicht während des Lesens in den Autor zu verlieben. Aber das ist wiederum nicht das Wichtigste. Denn große Abenteurer liebt man besser nicht!; vielmehr ist es er Glanz der Lektüre, der abfällt aufs eigene Gemüt, dass man doch selbst gerne so eine Abenteuerin wäre. Im einfach Loslaufen, immer weiter, unverzagt und unverdrossen, wie auch in der Sprache. Und so hat mich das Buch zwei Tage begleitet und mir ein warmes, tapferes Herz geschenkt.
Warum jedoch Susanne Osthoff in der offiziellen Meinung nicht gemocht werden darf, das verstehe ich dann, nur am Rande, nicht.

14
Feb
2006

Angst<--->Schutz

Heute schafft es Luisa Francia direkt in mein Nervenzentrum hinein zu reden:


noch etwas zum schutz:
du kannst dich nicht vor etwas schützen, das du selbst einlässt. höflichkeit ist das größte hindernis. wir lächeln, wenn wir schreien wollen, wir ertrinken in höflicher konversation wenn wir eigentlich rennen sollten. wir halten uns noch mit erklärungen und entschuldigungen auf, wenn eigentlich jedes wort energieverschwendung ist.
das wichtigste in der magie:so wenig wie möglich energie aufwenden,um größtmögliche wirkung zu erreichen. der alltag funktioniert meistens genau andersrum.



www.salamandra.de (13.02., Tagebuch)---DANKE

Dort auch (12.02.): das Unbewusste als elegantes Schlafwagenabteil - très chic. Und dennoch: Auch dieses Verborgene muss gesucht und bewusst werden, und wenn wir es noch so elegant zum Schlafe gebettet haben. Sehr einleuchtend.

Angst, ganz fies

Die alte Bekannte ist mal wieder da.
erst glänzte sie in der vorvergangenen Nacht mit einem Alptraumversuch, eine Art rosaroter Weltuntergang, alle hatten Angst im Traum, doch ich blieb ruhig - komme, was da wolle. Da trotzte ich noch der Grand Dame "Angst".

Gestern aber bekam dann sie mich in den Griff und schleuderte mich wild hin und her und durch und durch, dass mir hören und sehen verging. Kaum konnte ich sie fragen, warum, wieso, weshalb, warum gerade jetzt, so wild vollführte sie ihre Späße mit mir. Die ganze Nacht hindurch, immer wieder.

11
Feb
2006

Lanzarote I

Meine erste Reise auf diese Insel wird mir immer in Erinnerung bleiben. Eine Inkarnation, ein Energiearchiv. Es war die erste Reise, die ich definitiv allein und dies froh und neugierig machte, im Dezember 1999. Meine damals – altersbedingt – schwierige und heute – charakterbedingt – bezaubernde Tochter war versorgt, die Freundin hatte mir „Uga“ und das kleine Appartement als heißen Tip ins Ohr und aufbruchsbereite Herz geflüstert und los ging´s. Das erste Mal im Leben reiste ich mit lap-top, und beim vino tinto abends tippte ich reale und fiktive Geschichten.
Tagsüber erforschte ich die Insel, die wunderbaren Farben der „Elefantenrücken“, der Erhebungen vulkanischen Gesteins, die immer anders sich dem Blick entwarfen. Die blinden Krebse in der Grotte, die seltsame Kunst des herrischen Inselkünstlers, den gegrillten Fisch in salzhaltiger Luft. In den Cafés an der Uferpromenade sang Bing Crosby „I´m dreaming of a white Christmas“ und es erschallte „Feliz navidad“, was ich seitdem nicht mehr hören kann ohne wehmütig zu werden – und es war ansonsten ein Dezember mit ganz herrlichem Sonnenhimmel, selbst an der rauen Famara-Küste konnte man hinter der Düne staunend und wohlig die Welt beobachten. Morgens und abends kämpfte ich mit meinen Dämonen, die ich extra hier her verfrachtet hatte, morgens und abends sind sie ja immer aktivsten. Und hier hatte ich einen Raum für mich, sie kennen zu lernen und ihnen meine Kraft zu Genuss und Einsamkeit entgegen zu halten.
Ich verliebte mich kurz, aber am Telefon in einen Daheimgebliebenen, weil er so wunderbar meine Tochter versorgte, ich nahm distanziert die Kontaktversuche spanischer Kellner zur Kenntnis, ansonsten war ich die Inseltaubstumme.
Diese seltsame Insel wird immer eine besondere für mich sein, so karg sie ist. Einmal versuchte ich es mit La Palma, wo es grünt und blüht und es war mir doch nicht so, wie mit diesem verwundeten, bizarren Eiland und seiner einzigartigen Würde. Lanzarote hat mir einen wunderschönen Einstieg in das neue Jahrtausend ermöglicht, denn ich war danach wochenlang ein unkompliziert gewordener Mensch voll frischer Kraft.

10
Feb
2006

Traum-Buch

Jeder kennt vielleicht das Gefühl – zumindest wünsche ich es jedem - nach einem sehr schönen Traum sehr wohlig, ja glücklich!, aufzuwachen, einem Traum, in dem irgendwie ein Mensch, eine Geste, eine Atmosphäre zusammenkamen. Dann räkelt man sich noch ein bisschen in dem wohligen Gefühl und versucht, Mensch und Geste und Atmosphäre zu greifen. Wie einen Schmetterling, der dem vielen Greifen entschwebt, oder den es vernichtet.
Eine solche Atmosphäre zu erhaschen und einen traumhaften Text aus ihr zu machen, das ist dem Buch „Nachts, wenn der Garten blüht“ gelungen. Zauberhaft. Ganz zauberhaft.
Und dass ich , wie der Liebste immer behauptet, furchtbar ungeduldig bin, merkt man vielleicht daran, dass ich zwar die erste Hälfte des Buchs verzaubert genoss. Dann musste ich es aus Gründen der fortgeschrittenen Uhrzeit zur Seite legen, bedauernd. Dann hatte ich das Geheimnis des Buches analysiert (s.o.) – und es wurde mit der zweiten Hälfte nicht mehr „so“. Der Zauber war ergriffen und zerronnen und zerstäubt. Immer noch eine angenehme Lektüre, aber schon wieder zu schnell einen Schmetterling befingert.

Und wieder ein Film

Erstaunlich, dass es mich in der ganzen Schlamasselstimmung dann plötzlich doch zur Vorabendzeit ganz hurtig ins Kino trieb. Heide Schlüppmann, die beeindruckende Filmtheoretikerin, berichtete mal, dass schon in den Frühzeiten das typische Kinopublikum auch und gerade Frauen alleine auf der Pirsch durch die Stadt waren, die sich dorthin zurückzogen, in die Welt der bunten Phantasien und natürlich die roten Plüschsessel.
Kino alleine ist prima, wenn man gut irgendetwas alleine machen kann, dann ins Kino gehen.
Gegeben wurde „Couchgeflüster“, laut irgendeiner Kritik „leichte Muse für romantisierende Frauen“ oder so ähnlich. Keine Ahnung, ob sich in das mal wieder schlecht besuchte Lichtspielhaus auch Männer verirrt hatten, ich habe nicht darauf geachtet.
Der Film spielt, was seit einiger Zeit in ist, mit der Wechselwirkung von dem, was in US-amerikanischen Filmen als Therapie dargestellt wird und dem richtigen Leben, das natürlich aus Sex und Schwierigkeiten besteht. Wenn beides zusammen kommt, heißt das dann in solchen Filme Liebe. Tut so weh, tut so gut. Die Therapieszenen sind immer äußerst unprofessionell und klischeehaft, die Liebesszenen natürlich ebenso unwahrscheinlich und dito, was dem Spaß an der Freud bei Zuschauerinnen wie mir nicht den geringsten Abbruch tut. Und wunderschöne Menschen, meine Güte, witzige Dialoge, und ich finde: insgesamt eine runde Sache.
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Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

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Ganz kann ich mich der Tatsache ja nicht verschließen, dass man heutzutage Impressionales beitragen muss. Ich kann, so vermute ich, alle Inhalte meines Blogs selbst verantworten und werde mich auch bemühen, mich an geltendes Recht zu halten. Ich wurde protestantisch erzogen und bin in solchen Bemühungen also geübt. Den Inhalt externer Links kann und will ich nicht verantworten und distanziere mich also nicht nur von jenen, sondern auch von allen Erwägungen, mich dafür in Verantwortung zu ziehen. In irgend auftretenden Zweifelsfällen, viel lieber aber für freundliche Post, gibt es ab sofort ein offenes Scheunentor: eine_wasserfrau@gmx.de

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herbstfrau - 7. Mär, 17:48
take five....
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rosmarin - 16. Jan, 00:35
Diesen Beitrag
habe ich verfasst, dann doch wieder offline gestellt....
wasserfrau - 13. Jan, 23:58
2012 - Zukunft revisited
Eben habe ich alle meine Posteingangsmails "unwiederbringlich"...
wasserfrau - 9. Jan, 01:31
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wasserfrau - 7. Jan, 01:25

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