26
Jun
2006

Wunsch und Wirklichkeit

Ich wünsche mir ein Zimmer, das nach Holz riecht, Luft und Wald. Ein Bett, frisch gemacht für mich, weil ich müde bin und erschöpft, duftend weiße Frische. Eine alte weise Frau, gesund und munter, die etwas von Kräutern versteht und mich zu schützen weiß.

Ich wünsche mir Schutz und Liebe.

Natürlich ein Traum.

Bei einem Mann Schutz und Geborgenheit zu finden, ich habe es nahezu aufgegeben. Habe ich jemals daran geglaubt?

In Wirklichkeit nämlich: ich lerne im Biergarten abends C. kennen, einen sozialistischen Journalisten aus Istanbul, der irgendwann gehen musste, und nun gestrandet ist in schlechten Jobs. Wir unterhalten uns auf deutsch und englisch über das Fremdsein, die Städte, den Überdruss. Noch ist es nett. Nein, ich bin nicht naiv, ich habe ein Recht darauf, mich unterhalten zu dürfen, ohne dass ich mir dann plötzlich etwas über gleichzeitigen Orgasmus anhören muss, darüber, dass ich angeblich „frei“ bin, obwohl ich gerade gesagt habe, dass ich es nicht bin, dass einer heftig versucht, sich an mich zu pressen und zu küssen. Mein Fuß schmerzt, sodass ich noch nicht mal elegant und hurtig davon marschieren kann. Ich krieg ihn los, den Kerl, aber nicht sehr elegant. Und ich bin etwas angeekelt. (Dummerweise hatte ich ihm vorher schon meine Telefonnummer gegeben, was aber wiederum den Vorteil hat, dass ich ihn noch mal richtig zusammenscheißen kann.)

Ach, Jungs, ich habe keine Lust mehr auf euch.

Die Zartheit der Welt, der Wiesen, der Kissen und Wasser und Frauen: Schon eher.

Mein Fuß will gesunden und ich mit ihm.

23
Jun
2006

Wandlung

Beim I Ging habe ich die "Minderung" mit Wandlung zum "Warten" gezogen - und das stimmt genau.
Ich fühle mich sehr schwach. Jetzt denkt mein Körper, was mein Verstand nicht vermochte. An seinen Reaktionen wird mir Vieles klar. Auf eine ganz unbekannte, eigentümliche Weise.

20
Jun
2006

Einzelgang

Ja, in der Tat, ich gehe im Einzelgang (und das noch schleppend, weil die Archillessehne spinnt). Den ganzen Tag bin ich nicht sehr freiwillig unter Menschen und außen rum muss ich mich dann unbedingt mit mir selbst unterhalten und beschwichtigen.

Ich habe wenig Zeit für andere, ich verschließe mich. Die Hartnäckigsten sind dann die, die ihre Probleme bei mir ausschütten wollen, die immer dann auftauchen, wenn die Krise sie schüttelt, die alles tun und haben wollen, nur um ihre Krise nicht spüren zu müssen, höchstselbst. Da mache ich nicht mehr mit. Denn ich will mit meiner Krise zusammen sein, ernsthaft, und manchmal auch mit einem Schmunzeln.

Man bräuchte eine Tarnkappe, denn jetzt sehe ich mich genötigt, mit Kollegen Fußball zu schauen, anstatt hübsch allein beim Stammgriechen. Allein unter Menschen.

Die Zeit der Wiederöffnung wird schon kommen. (Eigentlich bin ich ganz umgänglich...?!?)

15
Jun
2006

Ein wirklicher Wassertag

Es zieht ein Gewitter auf, nun: eben gerade ist es angekommen und heftig prasselt der Regen, stürmisch, energisch, entlastend. Das passt mir gut heute, ich mag Gewitter, spätestens seit den Gewitterhimmeln der Rhön.
Ein Tag voller Wasser. Ich habe viel Wasser getrunken, mich durchgespült, und Alkohol – den ich manchmal behandle, wie einen harmlosen lieben Freund – macht mich gerade sehr misstrauisch. Das ist gut so. Lange in der Wanne, das Wasser von außen, überall verteilt und gespürt. Haare im Wasser, feuchtwarm danach.
Und dann die Tränen, großzügig verströmt, die ich lange nachspürte. Die Tränen, als ich mit dem Manne telefonierte und er meine melancholia mal wieder nicht verstand und wegbabbeln wollte, aber deswegen habe ich nicht geweint, dafür ein erstaunlich tiefes Akzeptieren derzeit, es ist wie es ist. Tränen, als er sagte, er gehe mit solchen Traurigkeiten so um, dass er sie „abwarte“, bis die Wunden geleckt seien. Sagt er, meine Worte wären, ausheilen, Zeit und Ruhe dafür haben, alle Zeit der Welt für eine ruhige Bekanntschaft mit dem Schmerz. Und da kamen die Tränen, weil ich diese Zeit nicht kenne, ins blöde Büro muss, und fröhlich tun, wenn mir nicht fröhlich ist, und wenn ich noch nicht mal was tun will. Und die anderen Verpflichtungen, Zeitkorsett, und die Tränen rannen, weil ich so wenig bei mir sein kann.
Verständige Tränen, verständiger Tag, wohltuendes Gewitter, lehrreiches Akzeptieren des Schmerzes.
Nein, keine Ablenkungsmanöver. Mehr Wasser, bitte.

Schwer erträglich

Das Telefon klingelt. Ich befürchte und erwarte eventuell einen gewissen Anruf, befürchte und erwarte aber nicht wirklich.
Die Nummer ist unterdrückt.
Es ist einer dran, den ich vor fast eineinhalb Jahren an einem Abend, meinem letzten Abend, auf La Palma traf. Wir verbrachten diesen Abend gemeinsam, es wurde einiges getrunken. Dann trennten sich unsere Wege. Damals schon war ich asexuell geworden bei solchen Begegnungen, zum Glück.
Danach rief er einige Mal an und ich merkte immer mehr, dass er einen ziemlichen Knacks weg hat. Vermutlich Alkoholismus, vermutlich noch so einiges anderes, vermutlich, ich weiß es nicht.
Die Anrufe hörten irgendwann auf, kürzlich jedoch war er auf dem AB, jetzt direkt in der Leitung.
Gestört, bedürftig, hektisch lachend (Alkohol?!), ich: in meiner improvisierten Stimmung, tiefe Melancholie in Weltverstehen um zu deuten, unfähig, irgendetwas anderes als Abwehr, äußerste Abwehr zu empfinden.
Ich habe ihn unter fadenscheinigen Vorwänden aus der Leitung geworfen. Ich fühle mich jetzt komisch, noch komischer als vorher.

Spirale, Glück, Frieden

Auf dem Heimweg - ja, vom Biergartenfussballspiel, aber das ist nun die pure Äußerlich-Erinnerlich-Keit, da kam mir das Gefühl von Heimat: Nicht im Raum, sondern in der Zeit.
Ein gleiches Gefühl wie vor, sagen wir mal: 7 Jahren, vielleicht doch dieser ominöse Zyklus. Und froh bei mir.
Wieviel habe ich gemacht in diesem Abstand, probiert, rotiert. Das alles habe ich gewonnen. Die Zeit damals war schmerzhaft und suchend so wie jetzt.
Aber ich freue mich.
Dass ich mein Muster und meine Aufgabe wiederfinde, in der gestrudelten, gelebten Zeit.
Neu bin. Und alt. Im Nicht-Weiter-Kommen Zuhause.

14
Jun
2006

Der Buddha in meiner Hand

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Obwohl er so konturiert und kenntlich ausschaut, liegt er ganz rund und sanft in der Hand. Schläft schmeichelnd. Abends liegt er in meiner Hand und stundenlang bleibt er in ihr, wenn ich schlafe.
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Das Leben zwischen Schonwaschgang und Schleudern

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